Unser Erfahrungsbericht zum Gleitschirmfliegen in den Dolomiten (fly2.info)
Nach unseren relativ kurzen Gleitschirmtandemflügen am Achensee in Österreich waren wir auf der Suche nach einem noch längeren und größeren Kick. Und so fuhren wir über das Pfingstwochenende nach Südtirol, um uns die Dolomiten beim Gleiten aus der Luft anzuschauen.
Relativ spontan nahmen wir hierfür Kontakt über www.fly2.info mit Armin P. auf, bei dem wir kurzfristig zwei Streckenflüge buchten. Leider spielte dann das Wetter am vereinbarten Tag nicht ganz mit, sodass die vorhandene Thermik nur einen mittellangen Thermikflug statt eines sehr langen Streckenfluges zuließ. Gestartet wurde auf 2000 Metern Höhe auf der Seiser Alm, die wir mit der Gondel ab St. Ulrich erreichten. Unsere beiden Piloten Armin P. und Franz L. waren sehr nett und vertrauenswürdig – schließlich führen sie schon seit 1986 solche Gleitschirmtandemflüge durch.
Eigentlich wollten wir die Dolomiten so richtig schön unter uns sehen, doch der Wind blies uns nur im Annatal über St. Ulrich hin und her. Deshalb konnten wir den Bogen herüber zum Langkofel und zum Plattkofel nicht fliegen, was sehr schade war. Aber das Wetter lässt sich nun einmal nicht beeinflussen. An den darauffolgenden beiden Tagen war die Witterung jeweils so unpassend, dass man gar nicht erst hätte starten können – deshalb waren wir froh, dass die Thermik zu unserem gewählten Zeitpunkt ein Abheben überhaupt erst möglich machte.
Nach der Landung auf einer Wiese in St. Ulrich bekamen wir noch beide ein T-Shirt mit der Aufschrift “Yes, I did it – Tandem Paragliding Val Gardena Dolomites” von Armin und Franz überreicht.
Die Flüge in den Dolomiten waren so beeindruckend, dass wir im nächsten Jahr einen dritten Gleitschirmtandemflug über Rio de Janeiro in Angriff nehmen wollen – das ist zumindest unser Plan.
Fragen und Antworten zum Gleitschirmfliegen
Da wir schon zum zweiten Mal hoch hinaus geflogen sind, können wir im Folgenden noch ein paar Fragen beantworten:
Wenn man nur als Passagier mit einem erfahrenen Piloten mitfliegt, benötigt man keinerlei Vorkenntnisse oder Flugerfahrungen. Man sollte zwischen 25 und 100 kg wiegen. Manche Anbieter lassen nach Rücksprache auch ein Maximalgewicht von 130 kg zu. Sogar schon Kinder ab vier Jahren dürfen mitfliegen, nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
Gleitschirmtandemflüge finden, wie der Name schon sagt, immer im Tandem statt. Der erfahrene Pilot sitzt hinten und sorgt für die nötige Sicherheit sowie für das Steuern des Gleitschirms. Zudem ist man über Karabiner mit dem Piloten verbunden. Er sagt einem auch genau, wie man sich beim Start und bei der Landung zu verhalten hat. Da man nur bei guten Wetterverhältnissen, d.h. einer passenden Thermik, abhebt, ist es sehr unwahrscheinlich, von einer Windböe oder vom Regen überrascht zu werden.
Wenn man aus einem Flugzeug einen Fallschirmsprung macht, dann befindet man sich eine Zeit lang im freien Fall. Dabei weiß man nicht, ob sich der Schirm auch tatsächlich öffnet. Beim Gleitschirmtandemfliegen dagegen ist der Schirm die ganze Zeit offen und man schwebt langsam und gemütlich durch die Lüfte - viel Mut braucht man dafür also nicht.
Das kommt auf den Anbieter darauf an.
- Ein normaler Gleitflug für Einsteiger dauert 12 bis 15 Minuten.
- Die reine Flugdauer bei einem Thermikflug beträgt 15 bis 20 Minuten (wir waren in den Dolomiten aber 30 Minuten in der Luft).
- Ein langer Streckenflug kann von der reinen Flugzeit her 40 bis 50 Minuten betragen.
- Manche Anbieter haben auch noch Actionflüge mit Umdrehungen oder Romantikflüge bei Sonnenuntergang im Programm.
Wenn im Erlebnisportal von Jochen Schweizer die Rede von einem "Pärchenflug" ist, heißt das nicht, dass man zusammen an einem Gleitschirm hängt. Das bedeutet höchstens, dass man direkt hintereinander mit seinen beiden erfahrenen Piloten in die Luft geht. Von "Pärchenflug" kann da absolut keine Rede sein, zumal die Winde einen manchmal in ganz andere Richtungen drücken. Selbst, wenn man hintereinander startet, kann es sein, dass die Thermik einmal besser und einmal schlechter ist. Wir sind beide Male, sowohl am Achensee als auch in den Dolomiten, direkt hintereinander abgehoben, aber waren in der Luft schließlich viel zu weit voneinander entfernt.
Der Preis ist abhängig vom Fluggebiet, vom Anbieter sowie von der Art und Dauer des Fluges. Flüge in den Alpen sind meist überdurchschnittlich teuer. Bei fly2.info kosten der kurze Gleitschirmflug 120€, der mittellange Thermikflug 150€ und der lange Streckenflug 190€. Hinzu kommen weitere 25€ für GoPro-Aufnahmen, falls man diese wünscht. Auch das Bergbahnticket muss noch extra bezahlt werden.
Am Nebelhorn habe ich beim Anbieter Vogelfrei 199€ für den Thermikflug, weitere 28,50€ für die Bergbahn sowie 60€ für Film- und Fotoaufnahmen bezahlt. Somit kam ich auf 287,50€. Hinzu kamen dann allerdings noch die Parkgebühren an der Talstation.
Der Pilot hat meistens eine Actioncam dabei und überreicht einem nach dem Flug die Speicherkarte, die man behalten darf. Es ist allerdings auch möglich, seine eigene GoPro mitzunehmen und selbst zu filmen.
Im Sommer sollte man unbedingt feste (Wander-) Schuhe bzw. Sneaker tragen und eine Sonnenbrille aufsetzen. Die Hose sollte bequem sein, wir waren selbst schon mit Jeans oder Stoffhose in der Luft. Wer über eine spezielle Outdoor-Bekleidung verfügt, kann auch diese tragen. Ob man sich für ein T-Shirt im Sommer oder eine Outdoor-Jacke im Frühsommer entscheidet, hängt vom individuellen Wärmebedürfnis ab. Wir sind bisher sowohl kurzärmelig als auch langärmelig geflogen. Bei unserem zweiten Flug hatten unsere Piloten sogar noch spezielle Fluganzüge und Handschuhe für uns dabei, die wir letztendlich nicht brauchten. Den obligatorischen Helm bekommt man immer vom Anbieter gestellt.
Wenn man bei einem Winterflug von der Skipiste startet, sollte man unbedingt rutschfeste, knöchelhohe Schuhe oder Winterschuhe mit Grödeln tragen. Die Skipisten sind sehr glatt, ich selbst habe schon einen Fehlstart ohne Grödel hingelegt. Beim zweiten Anlauf klappte es dann mit Grödeln, die mein Pilot zum Glück dabei hatte. Außerdem sollte man im Winter eine Skihose, eine wetterfeste Winterjacke, eine Sonnenbrille und Handschuhe tragen.
Man trifft sich mit seinem Piloten entweder unten an der Talstation und fährt dann gemeinsam hoch zum Startpunkt oder man verabredet sich gleich oben. Das wird zuvor individuell vereinbart. Da sich unsere Zeit ein wenig nach hinten verschob, sollten wir schon einmal direkt mit der Gondel herauffahren. Damit man vorab mit seinem Piloten kommunizieren kann, müssen vorher die Handynummern ausgetauscht werden. Dies ist auch deshalb erforderlich, damit der Pilot bei schlechtem Wetter kurzfristig eine Absage verschicken kann.
Am Startpunkt angekommen setzt man sich erst einmal den Helm auf und bekommt das Geschirr angelegt, mit dem man später mit dem Piloten verbunden ist. Er checkt dann noch die Witterungsbedingungen und breitet seinen Schirm auf der Rasenfläche aus. Wenn alles passt, wird man dann mittels Karabiner mit dem Piloten verbunden. Dieser zieht den Schirm hoch und wenn genug Wind vorhanden ist, rennt man gemeinsam los bis zum Hang. Es kann sein, dass der Pilot zunächst rückwärts - also Rücken an Rücken - mit einem losrennt, um den Schirm im Auge zu behalten. Man rennt so lange, bis die Füße den Boden nicht mehr berühren und man schließlich abhebt. Was den Hang betrifft, haben wir am Achensee schon einen sehr langen mit weitläufiger Rennfläche gesehen. In den Dolomiten auf der Seiser Alm war dieser Weg extrem kurz, sodass es schnell steil nach unten ging.
Es gibt Piloten, die es tatsächlich "uncool" finden, im Sitzen zu landen. In diesem Fall muss man die Beine ausstrecken und dann ein wenig laufen. Dann gibt es wiederum andere Piloten, die es sicherer finden, sitzend zu landen, damit man sich keine Zerrung zuzieht. Wir haben schon beides erlebt. Der Pilot sagt einem rechtzeitig vor der Landung, wie er es gern hätte. Ich sollte am Achensee auf keinen Fall im Sitzen aufkommen, saß aber am Ende dann doch im Gras.
Wenn man immer alles nur auf morgen verschiebt, wird irgendwann der Tag kommen, an dem es kein morgen mehr geben wird. Unser Leben ist zu kurz, um das Glücklichsein auf "irgendwann" zu verschieben. Am Ende seines Lebens bereuen die meisten Menschen nicht die Dinge, die sie getan haben, sondern die, die sie nicht getan haben. Also los: Lebt eure Träume im Hier und Jetzt!
Anbieter: www.fly2.info
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