Freier Tag bzw. Village Tour in Luphisi
An unserem freien Tag hatten wir die Möglichkeit, aus verschiedenen Zusatzangeboten zu wählen. Wir hätten einen weiteren Bush Walk oder Game Drive, eine Höhlentour, ein Erlebnis mit eingesperrten Elefanten, einen weiteren Kruger-Tag und vieles mehr buchen können. Da wir aber auch hinter die Kulissen in Südafrika schauen und die Menschen kennenlernen wollten, entschieden wir uns für die Village Tour. Der Bongani-Mitarbeiter und Ranger Simon hat uns also sein Dorf Luphisi gezeigt. Zuerst waren wir bei einem Maler in einem Künstlerhaus, der gerade damit beschäftigt war, ein Pärchen von einem Foto abzumalen. Anschließend waren wir in einer Arztpraxis, wobei dort nur Krankenschwestern für die Erstversorgung arbeiteten. Wird ein Arzt benötigt, fordert man diesen aus dem 30 Minuten entfernten Krankenhaus an.
Danach besuchten wir eine Vorschule, wo sich die Kinder schon sehr auf uns gefreut hatten. Sie waren absolut offen und kamen gleich alle angerannt, um mit uns Spaß zu haben. Wir klatschten mit ihnen ab oder sie schnippten ihre Daumen an unsere (Shapshap). In Südafrika gehen alle Kinder zur Schule, es besteht Schulpflicht. In einer Klasse waren 66 Schüler, doppelt mal so viele wie die Höchstgrenze in Bayern. Es gab eine Küche, wo zwei Frauen das Essen für die Kinder zubereiteten, die dieses dann in ihren Klassenzimmern einnehmen sollten. Denn eine Mensa ist nicht vorhanden. Die Mathematik-lehrerin Sunny zeigte uns nicht nur die Küche, sondern auch die Schulbibliothek, die erstaunlich gut ausgestattet war.
Nach dem Besuch der Schule ging es in ein Kinderheim, wo wir allerdings nur ein leeres Gebäude und ein paar Frauen vorfanden. Denn das Haus wird gerade saniert, ein neues Dach hat das Kinderheim schon von Deutschen, u.a. von Damians Eltern, gespendet bekommen.
Auf unserer Village Tour haben wir gesehen, dass die Menschen zwar ärmer als in Deutschland sind, aber dennoch nicht am Hungertuch nagen müssen. Sie tragen normale Kleidung, die Kinder haben ordentlich ausgestattete Klassenzimmer, die Häuser sehen ganz normal aus. Alle Menschen waren extrem freundlich und herzlich, vor allem die Kinder in der Schule machten einen sehr fröhlichen und aufgeweckten Eindruck auf uns. Die Village Tour hat sich tatsächlich gelohnt. Als Dank möchten wir der Schule ein Paket mit Schulmaterial nach Südafrika schicken. Denn Jessica riet uns davon ab, Geld zu geben, weil das Geld nie dort ankommen würde, wenn der Schulleiter korrupt ist.
Auf dem Weg zurück zur Lodge sahen wir wieder einmal viele Tiere, zum Beispiel auch eine Babygiraffe. Wir haben gelernt, dass sich Zebras und Giraffen oft zusammen aufhalten, um sich gegenseitig zu helfen. Die Giraffen halten in der Ferne Ausschau nach Gefahren, die Zebras sind kleiner und haben den Nahbereich im Blick. Immer, wenn wir Ausflüge machen wollten, mussten wir durch das Gamereserve fahren, was immer wieder einer neuen Safari glich.
Nach der Tour hatten wir den restlichen Tag frei. Wir saßen lange mit Ulrike (58) und Manfred (61) aus Frankfurt zusammen, mit denen wir von Anfang an hervorragend zurechtkamen. Sie haben uns den Ausdruck “Wir gehen wohnen” (ursprünglich: “die Hypothek abwohnen”) beigebracht, was bedeutet, dass man nach Hause geht.
Am Abend gab es noch eine “Sternenguckstunde” unter freiem Himmel, die direkt vor unserer Honeymoon-Lodge an Ms Lieblingsplatz durchgeführt wurde. Ein fachkundiger Bongani-Mitarbeiter holte seinen Laserpointer heraus, der einem Laserschwert aus Star Wars glich und uns alle sofort zum Lachen brachte. Er zeigte uns die verschiedenen Sternbilder, die man auf der Südhalbkugel sehen kann. Denn diese unterscheiden sich von denen auf der Nordhalbkugel. Das, was für uns der Große Wagen ist, ist für die Südafrikaner das Southern Cross. Als wir in den klaren Sternenhimmel sahen, entdeckten wir völlig aus dem Nichts eine Sternschnuppe.
Im Anschluss an die “Sternenguckstunde” gab es Essen auf der Terrasse vor dem Mandela-Haus. Unsere Gruppe, die aus 19 Touristen bestand, wuchs immer weiter zusammen. Man wurde sich immer vertrauter und lachte viel miteinander. Wie es der Zufall so wollte, war in unserer Gruppe auch ein Vater mit seinem Sohn aus T dabei – M und C, die nur fünf Autominuten von uns entfernt wohnen.
Das Leben in den Dörfern
Während unserer Panorama-Tour teilte uns Jessica viele Informationen über die südafrikanische Gesellschaft mit, die wir an dieser Stelle einmal wiedergeben wollen. Sie berichtete, dass es noch heute in den Dörfern einzelne Stämme und einen Stammeshäuptling gibt. Nur die Mitglieder eines Stammes dürfen in einem Ort wohnen. Wenn man sich dort niederlassen will, muss man erst den Stammeshäuptling um Erlaubnis bitten. Die Stämme haben auch heute noch ihre eigenen Regeln. Wenn jemand etwas stiehlt oder ein Mädchen vergewaltigt, so wird er von den Stammesvölkern ermordet. Doch die Strafen für diese Rache fallen eher gering aus. Man spricht von Gefängnisstrafen von ca. fünf Monaten – auf Mord wohlgemerkt.
Die Menschen in Südafrika bauen ihre Dörfer übrigens nicht um eine Kirche herum, sondern sie bauen sie überall hin. Dann stellt man mobile Wanderzelte als Kirchen auf, die mit einem wandernden Zirkus vergleichbar sind. So möchte man allen Menschen die Möglichkeit geben, in ein Gebetshaus zu gehen.
In Südafrika sind alle Schulen gleichzeitig auch Internate. Die Kinder aus den abgelegenen Dörfern können nicht jeden Tag Hunderte von Kilometern fahren, deshalb wohnen sie unter der Woche im Internat und fahren am Wochenende nach Hause. In dem Land wird Sport (Rugby, Football, Wasserpolo) genauso gehypt wie an britischen und amerikanischen Schulen. Ist man gut in Sport, so bekommt man später ein Stipendium für die Universität.
Wenn ein Mann eine Frau heiraten will, muss dieser an den Vater der Braut mindestens zwölf Kühe als Zeichen des Respekts zahlen. Die Anzahl hängt vom Wert der Frau ab. Sollte er dies nicht tun, wird er von der Familie der Frau für immer verstoßen. Da es in Großstädten wie Johannesburg keine Kühe mehr gibt, muss man dort stattdessen das Geld im Wert der Kühe bezahlen.
Armut und Reichtum in Südafrika
Wenn man an Afrika denkt, fällt einem sofort die Armut der Menschen ein. Man denkt an fehlendes fließendes Wasser, kaputte Straßen, ausgehungerte Menschen und einfach gebaute Wellblechhütten. Südafrika ist ganz anders, denn es ist das reichste Land Afrikas. Jessica, unser Kruger-Guide, äußerte zu diesem Thema etwas ganz Entscheidendes: “Südafrika ist im Gegensatz zu den anderen afrikanischen Ländern ein reiches Land, wir leben hier im Luxus.” Als wir durch die ganzen Dörfer fuhren, wurde uns diese Aussage absolut bestätigt. Die Qualität der Straßen ist genauso gut wie die der deutschen Autobahnen. Einige Südafrikaner fahren teure Autos (BMW, Mercedes, Audi). Außerdem gibt es viele dicke Menschen, die beweisen, dass genügend Essen vorhanden ist und niemand hungern muss. Sie tragen ganz normale Kleidung wie wir Europäer. In allen Dörfern laufen große Kuhherden herum, was auf Wohlstand des Dorfes schließen lässt. Dennoch gibt es am Rand der Dörfer noch einfach zusammengebaute Holz- und Wellblechhütten. Jessica meinte, dass dort nur junge Menschen leben, die gerade noch in der Ausbildung stecken und frisch von zu Hause ausgezogen sind. Man kann die Hütten mit einer deutschen Studentenbude vergleichen, die nur sehr klein ist. Im Laufe der Jahre baut man immer weiter an und aus der einstigen Einraumwohnung wird ein großes Haus. Die jungen Leute investieren in ihrem Alter lieber in große Fernseher und verzichten dafür zum Beispiel auf eine Waschmaschine. Fährt man weiter hinein in die Dörfer, so sieht man dort überall größere Häuser, die deutschen Anwesen sehr ähnlich sind. Von Armut kann da wirklich keine Rede sein.
Die Townships, in denen vor langer Zeit die Armen wohnten, wurden damals von einer Mauer umgeben. Die Menschen in den Townships kann man mit DDR-Bürgern vergleichen, die nicht ausreisen durften. Heute gibt es keine Mauern mehr und diese Viertel heißen “Communities”.
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aktualisiert: Oktober 2021