Reiseblogs in allen möglichen Sprachen überfluten das Internet schon seit Jahren – und es werden wöchentlich immer mehr. Während die einen Blogger Geld damit verdienen, betreiben die anderen ihre Seite nur nonprofitabel als Hobby. Mit der steigenden Anzahl an Reiseblogs im World Wide Web nimmt natürlich auch die Konkurrenz zu und es wird immer schwieriger, die Besucher auf seine eigene Homepage zu locken. Um möglichst hohe Klickzahlen zu generieren, wird leider immer häufiger in die Trickkiste gegriffen und es wird mitunter gelogen, bis sich die Balken biegen. Aus diesem Grund wollen wir euch einmal zeigen, wie man seriöse Reiseblogger von schwarzen Schafen unterscheiden kann.
1. Seriöse Reiseblogger bereisen die Orte selbst, über die sie schreiben. Das erkennt ihr beispielsweise an den Fotos im Artikel, auf denen sie selbst zu sehen sind. Fehlen derartige persönliche Bilder im Reisebericht gänzlich, so könnt ihr davon ausgehen, dass der Reiseblogger dort niemals selbst war. Content-Kreateure, die ihre Texte mit fremden Fotos schmücken, bedienen sich auch oft diverser kostenloser oder kostenpflichtiger Bildarchive aus dem Internet, was man beispielsweise an der Quellenangabe “Shutterstock” erkennen kann.
2. Seriöse Reiseblogger, die selbst an den angepriesenen Orten waren, geben euch individuelle Tipps und schreiben über ihre persönlichen Erfahrungen, die man sonst nirgendwo im Internet und in keinem Reiseführer finden kann. Sie erleben die Dinge selbst, statt sie irgendwo anders abzuschreiben. Allgemeingültige Informationen über Sehenswürdigkeiten, Eintrittspreise oder Öffnungszeiten kann man aus dem Netz kopieren, aber persönliche Erlebnisse (z.B. “Das würden wir beim nächsten Mal anders machen…”) eben nicht.
3. Ein Reiseblog ist eine Internetseite, auf der Weltenbummler mit ausführlichen Texten und Bildern von ihren eigenen Abenteuern berichten. Ein reiner Instagram-Account mit Reisefotos ist KEIN Reiseblog. Einige Influencer scheinen das Ganze noch nicht richtig verstanden zu haben.
4. Seriöse Reiseblogger bezahlen ihre Reisen selbst und schreiben unabhängig, authentisch und ehrlich darüber. Sobald man eine Kooperation eingeht, macht man sich vom Kooperationspartner abhängig (auch wenn das oft vehement von denjenigen abgestritten wird). Wenn 80% aller Reisen auf einem Reiseblog auf Einladung von Tourismusverbänden etc. erfolgt sind, ist das für mich kein echter, authentischer Reiseblog mehr, auf dem der Autor seine Leidenschaft teilt. Würde man nämlich sämtliche Kooperationstrips löschen, so fällt das ganze Kartenhaus in sich zusammen und die augenscheinlich schöne Seifenblase zerplatzt.
5. Seriöse Reiseblogger leben tatsächlich das Leben, das sie vorgeben zu leben. Wenn der Betreiber eines angeblichen Luxus-Reiseblogs in einer Miniwohnung im Plattenbau lebt und er sämtliche High-Class-Urlaube nicht aus eigener Tasche bezahlt hat (, sondern sich stattdessen immer von seinen Kooperationspartnern einladen lässt), dann ist er alles andere als glaubwürdig. Um solche Hochstapler zu entlarven, könnt ihr einfach mal die Adresse des Reisebloggers aus seinem Impressum bei Google eingeben und dann über Google Street View seine Wohnung oder sein Haus suchen. Achtet aber darauf, ob es sich um die persönliche Anschrift oder um eine c/o-Adresse in einem Bürokomplex handelt. Und wenn Content-Kreateure suggerieren, einen höheren fünfstelligen Netto-Betrag im Monat mit ihrem Reiseblog zu erzielen, aber dann aus Kostengründen ständig nur in ihrem Dachzelt im Auto übernachten und nach eigenen Angaben tagelang nicht duschen gehen, dann passen diese Aussagen vorn und hinten auch nicht zusammen.
6. Seriöse Reiseblogger haben es nicht nötig, sich Instagram-Follower zu kaufen oder bei ihren Klickzahlen zu lügen. Wie kann man behaupten, monatlich eine Million Seitenaufrufe zu erzielen, wenn similarweb.com nur ein Viertel dessen anzeigt? Und wie kann es sein, dass gewisse Reiseblogger innerhalb kürzester Zeit 10.000 Follower mehr bei Instagram haben, bei denen zuvor monatelang nur Stillstand herrschte? Bei modash.io/fake-follower-check könnt ihr beispielsweise die Fake-Followerzahl herausfinden. Ab einem Ergebnis von 25% haben die Reiseblogger definitiv getrickst. Leider werden die Fake-Follower-Verkäufer aber immer professioneller, sodass sich falsche Nutzer immer weniger herausfiltern lassen und dadurch ein verzerrter Wert angezeigt wird. Werden die Fake-Follower nämlich in Hunderter- oder Tausenderschritten “ausgeschüttet”, so werden sie von keinem System mehr als Fake-Follower erkannt.
7. Seriöse Reiseblogger werden euch nicht die ganze Zeit bedürftig anbetteln, “ein bisschen Liebe da[zu]lassen” und ihre Beiträge auf Instagram zu liken. Die unseriösen unter ihnen haben ganz ausgeklügelte Methoden entwickelt, um euch wie ein Insekt in ihrem Spinnennetz gefangen zu halten. Besonders schlimm sind die ganzen Cliffhanger, die sie benutzen, damit ihr immer wieder zurückkommt und neugierig bleibt: “Unser nächstes Reiseziel geben wir morgen hier bekannt.” / “Wir haben euch etwas Wichtiges mitzuteilen. Das erfahrt ihr in 48 Stunden.” (mit Countdown) – Die selbst ernannten Influencer tun alles dafür, um euch möglichst lange am Ball zu halten. Und natürlich stellen sie unter ihren Fotos auch immer wieder ziemlich bescheuerte Pseudofragen, auf die ihr alle schön brav antworten sollt, damit Instagram deren Wichtigkeit noch höher einstuft: “Das hier ist ein Winterbild von uns. Seid ihr eher Sommer- oder Wintermenschen?” Glaubt ihr ernsthaft, sie interessieren sich tatsächlich für eure Antworten?! Natürlich nicht! Unseriöse Reiseblogger fordern euch auch ständig dazu auf, ihre Beiträge abzuspeichern, damit Instagram sie als “relevant” einstuft. Mit ihrer gesamten Interaktion mit euch verfolgen sie das alleinige, egoistische Ziel, ihre eigene Reichweite zu erhöhen. Je höher die Reichweite, desto mehr Kooperationen sind möglich und desto mehr Geld verdienen sie mit euch. Ihr seid nur Mittel zum Zweck, sprich die Treppe zu deren Erfolg.
Wir selbst geben unsere geplanten Destinationen übrigens nicht mehr vorher bei Instagram bekannt, weil wir es leid sind, dass uns diese gewissen Reiseblogger stalken und dann genau zu unserem Reiseziel Artikel von Co-Autoren einkaufen oder ihre bestehenden Berichte zum gleichen Thema zeitgleich neu veröffentlichen. Wir fliegen nach Mauritius – und zack, geht gleich danach ein eingekaufter Artikel auf einem anderen Reiseblog zu Mauritius online. Wir verkünden Tromsø als nächstes Reiseziel – und zack, wird ein eingekaufter Bericht zu Tromsø am Tag unserer Abreise auf einem anderen Reiseblog publiziert. Die Sache hat längst System! Für 50-100€ einen Reisebericht zu Mauritius von anderen Weltenbummlern einzukaufen, ist natürlich billiger, als die Reise für 6000€ selbst zu bezahlen und anzutreten, wie wir es gemacht haben. Seriöse Reiseblogger orientieren sich nicht ständig an der Konkurrenz, sondern ziehen ihr eigenes Ding durch.
8. Natürlich kann man mit Texten von angestellten Co-Autoren oder mit anderen Gastbeiträgen erheblich zur Vergrößerung des eigenen Blog-Repertoires beitragen. In diesem Fall geht es aber nicht mehr darum, seine eigenen Erlebnisse auf einer persönlichen Seite zu teilen, sondern nur noch um das harte Business, bei dem das Geldverdienen an erster Stelle steht. Denn je mehr Reiseberichte ein Blog umfasst, desto mehr Klickzahlen wird er generieren und desto mehr Umsatz lässt sich damit erzielen. Seriöse, transparente Reiseblogs markieren derartige Berichte als “Gastartikel” bzw. als Texte von (fest)angestellten Co-Autoren. Das mag in Ordnung sein, aber wir selbst würden keine fremden Beiträge in unserem Blog veröffentlichen.
9. Leidenschaftliche Globetrotter, d.h. seriöse Reiseblogger, interessieren sich wirklich ernsthaft für die Menschen unterschiedlicher Herkunft, für die Kulturen oder für die Verhaltensweisen verschiedener Tiere auf Safaris, statt nur von Fotospot zu Fotospot zu jagen. Sie legen ihr Smartphone weg und tauchen tatsächlich in ihr bereistes Zielland ein, statt sich die ganze Zeit nur für ihre Instagram-Storys zu filmen. Denn je länger man sich die Handykamera ins Gesicht hält, desto weniger Zeit bleibt für die intensive, echte Erkundung des Reiselandes. Wir sagen immer: “Die schönsten Geschichten erlebt man offline.”
10. Wenn ein Reiseblog sich aufgrund der vielen aggressiven Werbung schon ständig aufhängt oder wenn die selbst ernannten Travel Influencer permanent mit irgendwelchen Amazon-Affiliate-Links in ihren Instagram-Storys um sich werfen, dann ist deren einziges Ziel, euch das Geld aus der Tasche zu ziehen, indem sie von den Anbietern für jeden getätigten Kauf Provisionen erhalten. Und wer behauptet, “nur für euch, die Community” zu verreisen, der ist kein echter Weltenbummler aus Leidenschaft. Wer dann noch sagt, er verdiene mit den Dutzenden Amazon-Links eigentlich gar nicht viel Geld, ist ebenso ein riesengroßer Lügner.
11. Seriöse Reiseblogger halten sich an Regeln und Gesetze. Sie betreten keine Privatgrundstücke und klettern schon gar nicht auf Kirchendächer (z.B. auf Santorin), nur um Klicks und Likes zu generieren. Sie schwimmen auch nicht verbotenerweise in den Gumpen im Nationalpark Berchtesgaden und zertrampeln auch keine Lavendelfelder in der Provence in Südfrankreich.
12. Seriöse Reiseblogger, die ihre Artikel mit ganz viel Herzblut verfassen und tausende Stunden Arbeit in ihren Blog investieren, haben es selbstverständlich verdient, dafür entlohnt zu werden. Dies kann gern mit dezent gesetzten Affiliate Links geschehen. Es ist aber ein Unterschied, ob ich diese nur verstreut mit einbaue oder ob die Seite aufgrund hunderter Werbebanner so überlastet ist, dass sie sich nicht mehr richtig laden lässt.
Die schlimmsten Blender, Hochstapler und Betrüger vereinen sogar mehrere oder alle der oben aufgeführten No-Gos. Lasst euch daher nicht hinters Licht führen!
Abschließend wollen wir euch noch ein paar seriöse, sehr gute Reiseblogs vorstellen:
1. Die Earthtrekkers (unsere absoluten Lieblingsreiseblogger)
2. Patrick, der German Backpacker
3. Katrin von viel-unterwegs.de
4. Caro und Martin von wetraveltheworld.de
5. Sara und Marco von loveandcompass.de
6. Lotti und Philippe von vacanzas.com
Und natürlich betreiben wir unseren eigenen Reiseblog mmfootprints.com auch nach denselben Maßstäben, die wir von anderen erwarten.