Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Plaza de Toros: Die Arena Las Ventas und unsere Audio-Guide-Führung (Unsere Erfahrungen)
- 2 Los Toros: Alles über die Stiere
- 3 Los Toreros: Alles über die Stierkämpfer
- 4 Las Corridas: Alles über den Ablauf eines Stierkampfes
- 5 Unser Fazit: Lohnt sich eine Audio-Guide-Führung durch die Stierkampfarena Las Ventas?
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„Stiere gewinnen keinen Stierkampf. Menschen gewinnen.“ (Norman R. Augustine)
Wer in Spanien Urlaub macht, der kommt nicht herum, sich mit dem Jahrhunderte alten, kulturellen Erbe des Landes, dem Stierkampf, auseinanderzusetzen. Traditions-Befürworter und Tierschützer streiten sich nämlich schon seit Jahrzehnten über die Fortsetzung bzw. Absetzung dieses höchst umstrittenen Kulturguts, das auch heute noch in Andalusien und Madrid praktiziert wird. Um sich eine eigene Meinung über diese spanische Tradition bilden zu können, lohnt sich eine geführte Tour durch Las Ventas, die bekannteste Stierkampfarena der Welt.
Im Folgenden wollen wir euch von unserer Audio-Guide-Tour durch das Stadion berichten und unsere Gedanken zum Stierkampf mit euch teilen. Keine Sorge: Bei einem echten Corrida waren wir nicht dabei!
Bevor wir damit beginnen, folgt hier noch ein wenig Stierkampf-Vokabular:
- Stierkampf = Corrida | Toreo| Corrida de Toros | Tauromaquia
- Stierkampfarena = Plaza de Toros
- Stierkämpfer = Torero (Oberbegriff für alle Stierkämpfer, also Matador, Novillero, Banderilleros sowie Picadores
- Stiertöter = Matador (= Hauptperson im Stierkampf)
- Stierkampf-Neuling = Novillero
- Spieß-Stecher (Gehilfe des Matadors) = Banderillero (drei pro Kampf)
- Lanzenreiter (Gehilfe des Matadors) = Picador (zwei pro Kampf)
- Stier = Toro
Der Plaza de Toros: Die Arena Las Ventas und unsere Audio-Guide-Führung (Unsere Erfahrungen)
Mit ihren 60 Metern Durchmesser und einem Volumen von 23.798 Zuschauerplätzen ist Las Ventas die größte Stierkampfarena in ganz Spanien sowie nach Mexiko und Venezuela die drittgrößte der Welt. Der erste Kampf wurde darin im Jahr 1931 ausgetragen, und auch heute noch finden dort im Sommer echte Stierkämpfe statt (Stand: 2023).
Wir selbst besichtigten die Arena im Winter, der kampffreien Zeit. Um das Stadion aber ganzjährig zu nutzen, werden darin in den kalten Monaten Konzerte in einem großen Zelt abgehalten, wie man auf unseren Fotos erkennen kann.
Schon als wir aus der Metrostation “Ventas” herauskamen, ragte direkt vor uns diese riesige Stierkampfarena empor. Sofort stachen uns die Wappen aller spanischen Regionen ins Auge, die um das Stadion herum angebracht waren. Da an unserem Besuchstag nicht viel los war, konnten wir direkt zur Kasse gehen und uns für 14,90€ pro Person ein Ticket kaufen sowie unsere Audio-Guides abholen. Die individuelle, zeitunabhängige Führung wurde in den Sprachen Spanisch, Englisch, Italienisch, Französisch, Japanisch, Deutsch, Portugiesisch, Russisch, Chinesisch und Koreanisch angeboten. Auch private Touren mit einem offiziellen Guide standen in Spanisch, Französisch und Englisch zur Auswahl; diese dauerten ca. eine Stunde und 15 Minuten und waren teurer als die Audio-Guide-Tour.
Außerdem wäre ein Ausflug zur Bullenfarm Flor de Jara für 80€ pro Person möglich gewesen. Dort hätte man sich über die Rinderzucht und deren Haltungsform informieren können – und hätte die Tiere natürlich auch alle zu Gesicht bekommen.
Während unserer Führung leitete uns der Audio-Guide gekonnt durch die Arena, und auch nummerierte Beschilderungen gaben den Weg vor. Außerdem konnte man sich mit einer virtuellen VR-Brille selbst als Stierkämpfer in der Arena beweisen, worauf wir jedoch verzichteten. An einer anderen Stelle gab es noch eine Fotostation, an der wir ausnahmsweise auch mal unsere lustigen Heldenfotos für 10€ pro Stück erwarben. Über diese könnt ihr euch weiter unten in diesem Beitrag amüsieren.
Während unseres Rundgangs durch die Arena kamen wir unter anderem an den zwei versperrten Operationssälen vorbei, in denen schon Menschenleben gerettet worden waren. Darin werden aber nicht nur verletzte Stierkämpfer behandelt, sondern auch Zuschauer und Mitarbeiter der Arena. Summa summarum sind in dieser Krankenstation leider schon fünf Menschen gestorben, darunter zwei Matadore, zwei Banderilleros (= Gehilfen der Stierkämpfer) sowie ein Zimmermann (Stand: Februar 2023). Dass es in einer traditionellen Stierkampfarena sogar Operationssäle gibt, überraschte uns positiv. Ein altes spanisches Sprichwort besagt, dass man sich hingegen auf Volksfesten von derartigen Corridas bzw. von den Bullen fernhalten solle, weil dort die medizinische Versorgung nicht sichergestellt sei.
Den Abschluss unserer Tour bildete der Besuch des separaten Stierkampf-Museums, in dem prächtige Gewänder der Toreros ausgestellt waren. Leider durfte man darin aber nicht fotografieren.
Hier noch ein kleiner Funfact: Übrigens wurde Las Ventas nicht immer als Stierkampfarena genutzt. Denn in Zeiten, als Madrid unter dem Hunger und der Kälte im Bürgerkrieg zu leiden hatte, wurde die Arena zu einem Obstgarten umfunktioniert, um das Volk mit Kartoffeln, Getreide und anderen Nahrungsmitteln zu versorgen.
Los Toros: Alles über die Stiere
Auf unserer Audio-Guide-Tour durch die Arena bekamen wir im Februar natürlich keine Stiere zu Gesicht, weil diese erst immer vor den Kämpfen dorthin gebracht werden. Dieser Umstand ermöglichte es uns, hinter den Kulissen einen Blick in die Ställe werfen zu dürfen, zu denen man im Sommer während der gleichen Audio-Führung keinen Zutritt hat.
Wer mehr über die Bullenzucht erfahren und sich selbst ein Bild über deren Haltungsbedingungen machen möchte, der kann an einem Ausflug zur Bullenfarm Flor de Jara teilnehmen, der ebenfalls auf der Las-Ventas-Homepage angeboten wird.
Die Rinder, die bei den Stierkämpfen zum Einsatz kommen, werden einzig und allein nur dafür gezüchtet. Für deren Haltung steht in ganz Spanien zusammengerechnet eine Landfläche von einer halben Million Hektar in der freien Natur zur Verfügung. Kein anderes Tier, das für den menschlichen Verzehr gezüchtet wird, lebt unter solchen – fast schon idyllischen – Bedingungen.
Die Teilnahme an den Stierkämpfen ist nur einer speziellen Rasse vorbehalten, den Bravo-Stieren (Toro Bravo). Diese weisen im ausgewachsenen Zustand ein Durchschnittsgewicht von 500kg bis 600kg auf und verfügen über besonders scharfe Hörner sowie eine große Muskelmasse. Zudem sind die Pflanzenfresser besonders aggressiv und kampfgierig. Der Vorteil an dieser Rasse ist, dass die Bullen im Angriffsmodus Endorphine produzieren, die ihre Schmerzrezeptoren blockieren. Dadurch sollen sie während des Kampfes, laut wissenschaftlichen Erkenntnissen, keine Schmerzen verspüren. Na immerhin! Nur wenn die Rinder ein gewisses Mindestgewicht erreicht haben, kommen sie auch wirklich zum Einsatz. Für die Torero-Neulinge (Novilleros) werden in der Ausbildungsphase auch kleinere Exemplare verwendet.
Die Bullen, die in der Arena ihr Leben lassen, werden anschließend noch zum Verzehr verkauft. Ihr Fleisch sei besonders mager und schmecke äußerst gut, erzählte uns die Audio-Guide-Stimme. So dienen sie wenigstens nicht nur der Bespaßung des Publikums…
Los Toreros: Alles über die Stierkämpfer
Nach einem erfolgreichen Kampf von der jubelnden Masse auf Händen aus dem Großen Tor (Puerta Grande) getragen zu werden, ist für jeden Matador der größtmögliche Erfolg in seinem Beruf. In der Stierkampfarena Las Ventas durfte dies der Stierkämpfer Santiago Martín „El Viti“ ganze 14-mal miterleben. Sein Name steht, genauso wie der von vielen erfolgreichen anderen Matadoren auch, an der Wall of Fame neben dem Großen Tor. In der Szene werden sie gefeiert wie große Popstars, sie gelten sogar als Inbegriff für Tapferkeit und Stärke. Laut einer Welt-Recherche aus dem Jahre 2006 sollen sie bis zu 50.000 Euro pro(!) Stierkampf verdienen. Deutschlandfunk zufolge kann ein erfolgreicher Matador sogar bis zu sieben Millionen Euro pro Saison einnehmen.
Doch um einer von den ganz Großen zu werden, muss jeder Stierkämpfer (Torero) einmal klein anfangen: als Novillero (Neuling). Nach seiner Ausbildung und einer gewissen Anzahl an gewonnenen Kämpfen gegen Jungbullen (Novilladas) kann er dann zum Matador (Stiertöter) aufsteigen und bei großem Erfolg den Popstar-Status erlangen.
Neben der Hauptfigur, dem Matador, gibt es aber noch weitere Gehilfen des Stierkämpfers, was wir bisher auch noch nicht wussten. So helfen pro Kampf noch zwei Picadores (Lanzenreiter) mit, die jeweils auf einem Pferd sitzen und alles daran setzen, den Bullen bis zum Rande der Erschöpfung zu treiben. Mit ihren Lanzen versuchen sie, die Nackenmuskulatur des Stieres zu treffen und ihn somit durch Blutverlust zu schwächen. Auch drei weitere Gehilfen, die Spieß-Stecher (Banderilleros), verhelfen dem Matador zum Ruhm. Sie sorgen ebenfalls für die Provokation und Erschöpfung des Tieres, indem sie ihn mit kleinen, scharfen Spießen (Banderillas) malträtieren und ihn mit einem rosafarbigen Tuch (Capa) reizen. Der finale Todesstoß ist letztendlich nur dem Matador vorbehalten.
Schaut man sich hier das Kräfteverhältnis zwischen Toreros und dem Bullen an, so kann man zweifellos Norman R. Augustine zustimmen, der einst sagte: „Stiere gewinnen keinen Stierkampf. Menschen gewinnen.“ Selbst wenn solch ein Rind zwischen 500kg und 600kg wiegt und hochgradig aggressiv ist, so hat es doch gegen die Menschen nahezu keine Chance.
Auch wenn das die Corrida-Befürworter nicht einsehen wollen, ist doch jeder Stierkampf eine Lose-Lose-Situation. Bei jedem einzelnen Kampf setzen nämlich ausnahmslos alle Toreros – sei es der Matador selbst oder seine ganzen Gehilfen – ihr Leben aufs Spiel. Man darf dabei nicht vergessen, dass auch sie ein Privatleben führen und von ihren Mitmenschen geliebt und gebraucht werden. Sie sind Söhne, Brüder, (Ehe-)Partner oder vielleicht sogar selbst Väter von (kleinen) Kindern. Jeder Stierkampf könnte ihr letzter sein. Ist es das wert, für Ruhm und Geld zu sterben? Und ist es nicht auch eine Frage des eigenen moralischen Kompasses, wenn man als Matador oder dessen Gehilfe zahlreiche Stierleben auf dem Gewissen hat – nur der Unterhaltung und des Geldes willen?!
Die Geschichte zeigt immer wieder, dass nicht jeder Stierkampf glimpflich für den Torero endet. Ausgerechnet auf Las Ventas, unserer besuchten Stierkampfarena, ereignete sich im Mai 2010 ein schwerer Unfall. Bei diesem wurde der Unterkiefer des spanischen Matadors Julio Aparicio vom rechten Horn eines 530kg schweren Bullen durchbohrt. In einer sechsstündigen Operation musste der Schwerverletzte ärztlich versorgt werden, der seine Narbe heute als „schöne Erinnerung“ bezeichnet. So richtig ernst scheint er seine lebensbedrohliche Lage nicht genommen zu haben.
Quelle der Screenshots: Spiegel Online
Übrigens hat die Geschichte auch weibliche Stierkämpferinnen hervorgebracht. Diese waren zwar bis 1974 in Spanien verboten, doch schon im Jahre 1979 stellte sich Ángela Hernández den Kräften eines Bullen. Und im Jahr 2005 wurde Mari Paz Vega als zweite Frau in Spanien offiziell als Stierkämpferin anerkannt. Jüngst sorgt auch die Deutsche Clara Sofie Kreutter für Schlagzeilen, die in Spanien Karriere als „Rejoneadora“ (Stierkämpferin zu Pferd) macht. Während sie in Spanien von den Zuschauern und der Presse gefeiert wird, ist sie in Deutschland eher Morddrohungen und Anzeigen ausgesetzt. (Quelle: Redaktionsnetz Deutschland)
Wie man sehen kann, bleibt der Stierkampf auch im Jahr 2023 ein hoch umstrittenes Thema. Und so lange diese nicht verboten werden, wird das auch immer so weitergehen. Was man ihnen aber lassen muss: Immerhin sehen die Gewänder der Toreros sehr elegant aus. Schade, dass sie für solche grauenvollen Zwecke verwendet werden und nicht für positivere Anlässe.
Hier seht ihr noch, wie oben angekündigt, unsere lustigen Fotomontagen, die wir während des Rundgangs am Fotostand anfertigen ließen.
Las Corridas: Alles über den Ablauf eines Stierkampfes
Die Eintrittspreise
Trotz zahlreicher Proteste finden Stierkämpfe auch heute noch in Spanien statt, beispielsweise in Madrid oder Andalusien. Die billigsten Plätze in der Las-Ventas-Arena werden schon für 5€ angeboten, die teuerste Loge kostet 150€. Da es in Spanien im Sommer sehr heiß werden kann, sind die Schattenplätze besonders beliebt und teurer als die Plätze in der Sonne.
Die Vorbereitung auf das Event
Bevor der Kampf beginnt, wird der Stier von insgesamt drei Veterinären auf dessen Tauglichkeit und Gesundheit untersucht. Nur Bullen, die den strengen Vorgaben der Tierärzte entsprechen, kommen letztendlich auch zum Einsatz. Auch die Stierkämpfer haben ein besonderes Ritual, um sich mental auf das lebensgefährliche Ereignis vorzubereiten: In der hauseigenen Kapelle beten sie vor ihrem Kampf für ihre eigene Sicherheit, Gesundheit und ihren Sieg.
Der König, Bürgermeister oder Polizeichef als höchste Autorität
Der König, für den es eine spezielle Loge gibt, ist die höchste Autorität in der Arena. Von seinen Entscheidungen hängt der gesamte Verlauf der Veranstaltung ab. Dabei wird er von mehreren Experten (Tierärzten etc.) und vom Publikum unterstützt. Sollte der König selbst nicht anwesend sein, so leitet der Bürgermeister oder Polizeichef der Stadt das Event als höchster Richter. Über die Trophäen (Ohr und Schwanz) entscheidet er ganz allein. Mit fünf unterschiedlichen farbigen Tüchern zeigt er seine Urteile an:
- Das weiße Tuch: Es zeigt den Beginn und Ausgang des Kampfes an und kommt bei Ankündigungen und Trophäen (Ohren und Schwanz) zum Einsatz.
- Das grüne Tuch: Der König bzw. dessen Vertreter möchte den Stier zurück in den Stall schicken, weil er ihn als ungeeignet betrachtet oder weil das Tier ein körperliches Problem zu haben scheint.
- Das blaue Tuch: Dieses ehrt den Bullen und dessen guten Zustand.
- Das orange Tuch: Der König oder dessen Vertreter befiehlt, den Stier zu begnadigen und ihn weiter auf dem Land in der Natur leben zu lassen. Diesem Antrag müssen die Stierkämpfer und Züchter aber zustimmen.
- Das rote Tuch: Der König möchte, dass dem Tier schwarze Banderillas (geschmückte Stechlanzen) angelegt werden, wenn dieses vor dem Pferd flieht und sich nicht dem Picador zuwendet.
Die Helfer des Matadors
Was wir bisher selbst nicht wussten, ist, dass die Matadore pro Kampf von einer großen Entourage, d.h. von ihren Gehilfen, begleitet werden. Neben den drei Banderilleros (Spieß-Stechern) sind zudem noch zwei Picadores (Lanzenreiter) auf ihren Pferden im Einsatz. Sogar Esel können an solchen Stierkämpfen mitwirken. Bevor der wichtigste Torero, d.h. der Matador (Stiertöter), dem Stier allein ohne seine Helfer gegenübersteht, betreten sie zusammen den Ring in einer feierlichen Parade.
Der Ablauf des Stierkampfes: Es wird brutal
Kommen wir nun zum Essenziellen in diesem Beitrag, das so viele Gemüter erhitzt und Tierschützer auf den Plan ruft. Dieser Part in unserer Audio-Guide-Führung war mit Abstand der brutalste, der maßgeblich zu unserer Meinungsbildung über Stierkämpfe beitrug.
Jeder Stierkampf ist in drei Phasen (Tercios) unterteilt:
Achtung, es wird grausam! Wer das nicht ertragen kann, der überspringt diesen Textabschnitt bitte.
- Paseillo: Der Matador und seine Helfer präsentieren sich in einer feierlichen Parade dem Publikum.
- 1. Phase: Der Stier betritt die Arena und der Matador kommt hinzu. Der Matador reizt den Bullen mit einem purpurrot-gelben Tuch (Capote) und versucht, dessen Verhalten zu lesen. Anschließend kommen zwei Lanzenreiter (Picadores) auf ihren Pferden in die Arena geritten. Auch die Banderilleros reizen das Tier mit dem Capote. Die Picadores haben die Aufgabe, den Bullen mit einem Lanzenstoß zu verletzen und ihn durch Blutverlust zu schwächen.
- 2. Phase: Nun sind auch die drei Banderilleros am Zug, die den Stier mit bunten Spießen (Banderillas) weiter malträtieren sollen. Diese geschmückten Widerhaken müssen sie so in den Rücken stechen, dass sie darin hängen bleiben und zum weiteren Blutverlust des Bullen führen. Ziel dabei ist es, die Muskeln zwischen den Schulterblättern des Stieres zu verletzen.
- 3. Phase (Faena): In dieser Phase sind nur noch der Matador und der Stier allein in der Arena, seine Gehilfen haben den Schauplatz bereits verlassen. Mit Hilfe eines roten Tuches und eines Degens muss er den Bullen nun töten. Hierfür sticht er mit einem Dolch zwischen dessen Schulterblätter direkt in die Aorta, damit das Tier möglichst schnell stirbt. Dabei hat jeder Matador nur zehn Minuten Zeit, das Rind zu erlegen. Wenn ihm das nicht gelingt, entscheidet die höchste Autorität in der Arena über die Rückkehr des Bullen in den Stall (=Begnadigung). Auch die Tierärzte haben hier ein entscheidendes Mitspracherecht. Ausschlaggebend ist dabei, wie stark die Verletzungen des Tieres bereits sind und ob es in freier Wildbahn überhaupt noch überleben würde. Wenn es die Matadore jedoch schaffen, den Stier innerhalb der vorgegebenen Zeit zu erlegen, dann erhalten sie als Trophäe ein Ohr oder in seltenen Fällen auch den Schwanz ihres Opfers.
Schließlich entscheidet der König (stellvertretend auch der Bürgermeister oder Polizeichef) über die Auszeichnung des Matadors.
Unser Fazit: Lohnt sich eine Audio-Guide-Führung durch die Stierkampfarena Las Ventas?
Vor unserem Besuch auf Las Ventas haben wir uns noch nie bewusst mit diesem kontrovers diskutierten Thema auseinandergesetzt. Natürlich wussten wir von den Protesten der Tierschützer. Und natürlich konnten wir in Ansätzen die Grausamkeit erahnen, die mit solchen Veranstaltungen einhergeht. Aber so richtig waren wir bisher nicht in der Lage, uns eine konkrete Meinung über Stierkämpfe zu bilden.
Die interaktive Audio-Tour durch die Stierkampfarena fanden wir daher äußerst informativ und interessant. Ja, sie zählte sogar zu unseren absoluten Madrid-Highlights. Fremde Kulturen und Traditionen kennenzulernen, ist ein Grund, warum wir das Reisen so sehr lieben. Auch wenn wir den geführten Rundgang durch die Arena uneingeschränkt weiterempfehlen können, so halten wir Stierkämpfe für extrem brutal und in der heutigen Zeit für ethisch-moralisch äußerst bedenklich. Selbst wenn damit eine milliardenschwere Industrie in Spanien zusammenbrechen würde, so plädieren wir für die Abschaffung dieser grausamen Maschinerie. Damit diese Tradition aber nicht in Vergessenheit gerät, sollten auch weiterhin Audio-Guide-Touren durch Stierkampfarenen wie Las Ventas angeboten werden. Der geführte Rundgang trug erheblich zu unserer Meinungsbildung über Stierkämpfe bei und wir verließen mit gemischten Gefühlen den Schauplatz.
Der brasilianische Reiseblogger Péricles Rosa hat einen echten Stierkampf in Valencia miterlebt und darüber in seinem Blog 7continents1passport.com einen ausführlichen Artikel veröffentlicht. Auch wenn wir Stierkämpfe kritischer betrachten als er, so schätzen wir doch auch seine differenzierte Meinung. Es lohnt sich, diesen Artikel zu lesen!
Links:
https://lasventastour.com/ (Ticketkauf)
Erfahrungsbericht zu einem echten Stierkampf von Péricles Rosa
Quellen:
mündliche Überlieferung (unsere Audio-Guide-Führung)
Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel ist aus freien Stücken entstanden und es bestehen keinerlei Kooperationen mit der Stierkampfarena. D.h. wir haben den Eintritt zu 100% selbst bezahlt.