Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum machen wir den Tauchkurs zum Open Water Diver?
- 2 Die Anmeldung zum Tauchkurs
- 3 Die ärztliche Untersuchung
- 4 Die richtige Versicherung für Tauchurlaube
- 5 Der Kauf der Tauchausrüstung
- 6 Die Theorie
- 7 Tauchen im Pool
- 8 Tauchen im See
- 9 Die Gesamtkosten
- 10 Wie es nach dem Tauchkurs 2018 weiterging
- 11 Ähnliche Beiträge
Warum machen wir den Tauchkurs zum Open Water Diver?
Anlässlich unserer dreiwöchigen Indonesien-Rundreise haben wir uns spontan überlegt, vorher noch den Tauchschein zum Open Water Diver (SSI) zu machen. Wir können nicht die Welt entdecken und dabei die atemberaubende, bunte Unterwasserwelt außer Acht lassen. Es geht uns dabei weniger darum, gesunkene Schiffe zu erforschen. Viel mehr interessieren uns einzigartige Korallenriffe, verschiedene Haiarten, Rochen oder riesengroße Wasserschildkröten.
Mit dem Sportschein zum Open Water Diver dürfen wir zu zweit in sämtlichen Gewässern der Erde bis zu einer Tiefe von 18 Metern selbstständig tauchen.
An dieser Stelle möchten wir also unsere Tauchkurs-Erfahrungen bei Beyond Diving im Großraum München schildern.
Die Anmeldung zum Tauchkurs
Bereits im Februar 2018 schickten wir eine E-Mail an unsere auserwählte Tauchschule, erhielten darauf aber – vermutlich wegen des Stresses vor der Reisemesse – keine Antwort. Also fuhren wir an einem Samstag Anfang März einfach mal zu dem Tauchladen, in dem sich auch die Tauchschule befindet, und präsentierten unser Anliegen. Der Inhaber und seine Frau waren absolut freundlich und haben uns gleich “verhaftet” (so nannte es der Inhaber). Da wir nur am Wochenende Zeit für den Kurs haben, aber es online auf der Seite keine Wochenend-Termine gab, wurde extra ein neuer Termin für uns für einen Intensivkurs ins Leben gerufen, bei dem wir zuerst in einem Block an einem Wochenende die Theorie lernen und anschließend in den Pool zum Tauchen gehen. Wir mussten gleich unsere Daten angeben, Einverständniserklärungen unterschreiben, den Betrag von 369 € pro Person zahlen und bekamen unsere Tauch-Logbücher mit einer wasserfesten Mappe sowie zwei Tauchzeitschriften und zwei Gutscheinen für einen Taucharzt, der mit der Tauchschule zusammenarbeitet. Als wir alles besprachen, kam rein zufällig auch unser Tauchlehrer Thomas vorbei, sodass wir ihn gleich kennenlernen konnten. Auch er war uns auf Anhieb sympathisch, genauso wie der Inhaber und seine Frau. Damit wir bis zum Intensivkurs schon etwas lernen können, wurden wir auch für den Online-Kurs freigeschaltet. Außerdem hat die Tauchschule sofort für uns eine Tauchversicherung für den Tauchkurs abgeschlossen.
Im Open-Water-Diver-Kurs inbegriffen ist Folgendes (Quelle: Beyond Diving):
- Vollständige Kursunterlagen mit Open Water Diver Manual und DVD
- Persönliches SSI Total Dive Log – Logbuchsystem
- Multimediale Theorielektionen
- Pooleinheiten im Schwimmbad (inkl. Eintritt!)
- Freiwasser Tauchgänge*
- Vollständige, kaltwassertaugliche Leihausrüstung**
- Flexible Terminplanung
- Kleine Gruppen
- Kinder ab 10 Jahren
- Weltweit anerkannter Tauchschein “Open Water Diver” bei erfolgreichem Abschluss!
* Es können für Tauchgenehmigungen vor Ort zusätzlichen Gebühren anfallen
** Grundausrüstung, bestehend aus Maske, Schnorchel, Flossen und Füßlingen nicht enthalten
Wir werden nach der bestandenen Theorie-Prüfung zunächst in den Pool gehen und anschließend im See tauchen.
Die ärztliche Untersuchung
Mitte März stand also unsere Tauchtauglichkeitsuntersuchung (TTU) an, die wir hintereinander absolvierten. Zunächst hatte die Praxisangestellte ein Ruhe-EKG mit uns gemacht. Anschließend ging es weiter mit der Lungenprüfung, bei der wir in ein Röhrchen atmen mussten, zuerst ganz normal und dann ganz tief ein und aus. Nachdem wir dann noch ein kurzes Weilchen im Wartezimmer hatten warten müssen, ging es dann weiter mit der Untersuchung beim Arzt: Abhören, Ohrenkontrolle, Bauchabtasten, Koordinationsübungen und Bewegungstests standen auf dem Programm. Da der Arzt selbst Taucher ist, kannte er sich bestens mit dem Tauchen aus und erklärte uns noch Einiges. Normalerweise hätte die Untersuchung 60€ pro Person gekostet, aber mit dem Gutschein der Tauchschule haben wir nur die Hälfte bezahlt. Nach einer Stunde haben wir die Praxis mit unseren Zertifikaten verlassen; diese sind sogar mehrsprachig, weil der Tauchschein ja international anerkannt ist. In drei Jahren müssen wir uns einer erneuten TTU unterziehen. Migräne oder ein niedriger Puls (50) sind übrigens kein Hindernis beim Tauchen, die Migräne soll durch den Druck unter Wasser sogar verschwinden. Und der Blutdruck ist unter Wasser auch automatisch höher.
Die richtige Versicherung für Tauchurlaube
Leider beinhalten gewöhnliche Auslandskrankenversicherungen keine medizinische Versorgung bei Tauchunfällen, sodass es unbedingt ratsam ist, noch eine zusätzliche Tauchversicherung abzuschließen. Wir haben uns für die dive card basic von aqua med entschieden, die im Jahr 49€ pro Person kostet. Diese deckt unter anderem eine Druckkammerbehandlung, sonstige Behandlungen im In- und Ausland, den Krankentransport, Such-, Rettungs- und Bergungseinsätze sowie Überführungskosten im Todesfall, aber auch weitere tauchrelevante Leistungen mit ab. Während des Tauchkurses muss man übrigens auch schon eine temporäre Tauchversicherung haben, die unsere Tauchschule für uns bei der Anmeldung zum Kurs abgeschlossen hat.
Der Kauf der Tauchausrüstung
Eine Woche vor unserem Intensivkurs waren wir dann bei Beyond Diving in Baldham bei München (= Tauchfachgeschäft und Tauchschule), um uns unsere ABC-Ausrüstung zu kaufen. Diese besteht aus der Taucherbrille, dem Schnorchel sowie den Flossen und den Füßlingen. Es wird dringend empfohlen, diese Sachen nicht online zu bestellen, sondern sich im Taucherfachgeschäft fachgerecht beraten zu lassen und alles vorher anzuprobieren. Bei den Taucherbrillen gibt es beispielsweise unterschiedliche Formen oder die Flossen bestehen aus unterschiedlichem Material. Zudem haben wir uns noch einen Tauchsack gekauft, um darin unsere Sets zu verstauen. Susanne, die Chefin des Tauchgeschäfts, ist absolut nett und äußerst kompetent. Beyond Diving bietet übrigens auch Tauchreisen an, zum Beispiel auf die Malediven. Sie und ihr Mann sind gleichzeitig auch Tauchlehrer.
Tauchset in Pink für die Damen: Mares X-Stream X-Vision Ultra Liquidskin Ergo dry pink/weiß, Scubapro Maskenband aus Neopren in Pink und Füßlinge Mares Dive Boots Classic NG 5mm
Bungee Straps für die Flossen (damit man mit den Füßen besser in die Flossen hereinkommt): Bungee Straps Mares Weiß und Schwarz
Tauchset in Blau für die Herren: Scubapro Spectra Taucherbrille und Schnorchel in Metallic-Blau, Flossen Mares X-Stream in Blau sowie Füßlinge von Scubapro Delta 6.5
Tauchcomputer: Cressi Newton 285€
Tauchsack: Scubapro Mesh Sack
Rashguard (Mann): Scubapro Aegean Rash Guard Kurzarm Herren UPF50 – UV Shirt in dunkelblau und Rashguard mit Hose (Frau): Scubapro UPF-80 T-Flex Leggings Damen – Jewel und Rashguard
Die Theorie
Anfang Mai hatten wir also unseren Termin, um die gesamte Theorie an einem Tag durchzuarbeiten und anschließend den Theorie-Test zu absolvieren. Von den Inhabern der Tauchschule wurden wir also bereits ca. zwei Monate vor der Theorie für den Online-Kurs freigeschaltet. An dem Tag, an dem wir die gesamte Theorie durchgingen, wurde davon ausgegangen, dass wir den gesamten Kurs schon online absolviert haben und nur noch einmal alles vor Ort wiederholen, um anschließend die theoretische Prüfung abzulegen. M hatte es zeitlich geschafft, den gesamten Kurs schon zu Hause durchzuarbeiten, mir blieb die Zeit nur für die ersten beiden Kapitel. Wir raten allen, den Kurs lieber vorher schon komplett durchzugehen. Am Ende des Theorieteils haben wir beide die Prüfung bestanden, M mit einem Fehler und ich mit fünf Fehlern. Bis zu zehn Fehler konnte man in dem Theorieteil wohl aber machen.
Der Theorieteil besteht aus sechs Kapiteln und die Prüfung setzt sich aus 50 Multiple-Choice-Fragen zusammen. Viele Inhalte wiederholen sich in den Kapiteln immer wieder. Im Großen und Ganzen ist der Kurs eher etwas für Physik- und Matheliebhaber – aber es ist eben nun einmal wichtig, sämtliche physikalische Gesetze zu kennen, wenn man tauchen geht.
Nachtrag (August): An dem Wochenende vor den Freiwassertauchgängen und der Abschlussprüfung habe ich den Online-Kurs dann tatsächlich noch erfolgreich beendet.
Tauchen im Pool
Da wir unsere Übungstauchgänge im Pool vollkommen unterschiedlich erlebt haben, folgen an dieser Stelle zwei Erfahrungsberichte, einer von männlicher und einer von weiblicher Seite.
Erfahrungen einer Frau
Das erste Mal im Pool: Nach dem langen Theorie-Teil und der bestandenen Theorie-Prüfung sind wir dann mit unserem Tauchlehrer Thomas ins Diver’s (U-49 Indoor-Diving in Aufkirchen) gefahren, um die erste Lektion im Pool anzugehen. Unsere Ausrüstung hatten wir zuvor von der Tauchschule zur Verfügung gestellt bekommen. Als wir im Tauchzentrum ankamen, mussten wir zunächst unter Thomas seiner Anleitung unsere gesamte Ausrüstung (ABC-Ausrüstung, Neoprenanzug, Sauerstoffflasche, Atemregler, Tarierweste, Bleigürtel, etc.) anlegen und den gegenseitigen Bodycheck machen. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde mir schwarz vor Augen, weil die Ausrüstung einfach so schwer und ich fast bewegungsunfähig war. Dann sind wir also in voller Montur zum Tauchbecken gelaufen und sprangen in das kühle Nass. Schon da zog mich die schwere Tauchflasche jedes Mal auf den Rücken und ich schwamm viel zu weit oben an der Oberfläche wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte. Dann versuchten wir zum ersten Mal, mit Hilfe des Atemreglers unter Wasser zu atmen, was mir bei die absolute Panik auslöste. Auch der vorher einstudierte Druckausgleich klappte überhaupt nicht, sodass ich unter Wasser extrem starke Ohrenschmerzen bekam. Außerdem sind mir noch zweimal die Flossen abgegangen, weil diese zu locker an den Füßen befestigt waren. Und durch die Haare im Weg saß meine Taucherbrille auch nicht richtig, sodass ich immer wieder Wasser in die Nase bekam. Im Großen und Ganzen fand ich die Zeit unter und im Wasser mit kompletter Tauchausrüstung so furchtbar, dass ich mich geweigert habe, auf fünf Meter mit herunterzutauchen. Es ging einfach nicht. Dann ging ich aus dem Pool und mein Tag war nun endgültig hinüber. Vollkommen frustriert, mit dem Gedanken, alles hinschmeißen zu wollen und auf keinen Fall in Indonesien mit tauchen zu gehen, wartete ich dann, bis M und Thomas ihren Tauchgang beendet hatten. Der Frust war auch deshalb so groß, weil ich allein schon fast 700€ für den Tauchkurs und die ABC-Ausrüstung bezahlt hatte – M genauso. Und dann sollte dieser Traum, bunte Fische sehen zu wollen, einfach so zerplatzen. Nach dem Tauchgang ging es zurück nach Baldham zur Tauchschule, wo wir unsere ausgeliehene Ausrüstung ablieferten. Beim nächsten Poolgang soll es also ins Schwimmbad auf 1,20 Meter gehen, wo ich mehr Kontrolle über mich haben soll.
Das zweite Mal im Pool: Beim zweiten Mal fuhren wir also ins Schwimmbad, wo es nicht so tief war wie im Diver’s. Dieses Mal hatte ich einen Shorty an, d.h. einen kurzen Neoprenanzug, in dem ich mich viel wohler fühlte und in dem sich nicht so viel Luft sammeln konnte. Anfangs noch etwas panisch und schwerfällig, wurde es dann zum Ende hin immer besser mit der Tauchausrüstung am Körper. Unter Wasser haben wir dann verschiedene Übungen gemacht, die M schon beim ersten Mal allein mit Thomas im Diver’s absolviert hatte: Herausnehmen und ein erneutes Aufnehmen des Atemreglers, Fluten und Ausblasen der Maske, vollständiges Absetzen und Wiederaufsetzen der Maske, gegenseitige Rettungsübungen mit Überreichen des eigenen Atemreglers oder des Oktopus mit anschließendem Notaufstieg. Das zweite Mal im Pool war zwar noch schlimm, aber nicht mehr ganz so schlimm wie das erste Mal. Unangenehm wurde es, als ich mich unter Wasser verschluckt hatte und die ganze Zeit husten musste, während ich gleichzeitig den Atemregler im Mund hatte. Besonders ekelhaft ist auch das Fluten der Maske mit anschließendem Herauslassen des Wassers, weil ich da so viel Wasser in die Nase und den Mund bekam. Da ich so lange mit den Übungen brauchte, müssen wir außerplanmäßig einen weiteren Pool-Termin veranschlagen, bevor wir dann im See weitermachen können.
Das dritte Mal im Pool: Aufgrund meiner Unbeholfenheit als Taucherin im Wasser war also ein zusätzlicher dritter Termin im Hallenbad nötig, weil ich beim ersten Mal im Tauchzentrum Diver’s ja vor Panik keine Übungen mitgemacht hatte. Endlich konnten wir alle noch offenen Übungen durchführen, bevor uns unser Tauchlehrer Thomas in den See lässt. Zu meiner Beruhigung meinte er aber, dass viele bei ihm einen dritten Pooltermin benötigen und ich nicht die einzige Unfähige sei. So allmählich kristallisierte sich dann auch heraus, warum ich mich so unter Wasser anstelle: es lag am Gewichtsproblem. Nicht mein Körpergewicht, sondern die Gewichte des Bleigurtes und deren Verteilung sowie der Sitz des Bleigurtes am Körper waren wohl das Problem. Abhilfe könnte hier eine bleiintegrierte Tarierweste verschaffen. Wenn wir in den See gehen, wollen wir den Bleigurt weglassen und die Gewichte in der Tarierweste verteilen. Diesmal waren noch andere von der Tauchschule und ein anderer Taucher mit uns in der Halle, sodass wir diesmal beide eine “Einzelbetreuung” hatten. Jeder von uns hat also seine Übungen mit seinem Tauchlehrer gemacht, wie beispielsweise Ausblasen und Absetzen der Tauchermaske, Ablegen und Anziehen der kompletten Taucherausrüstung unter Wasser (inkl. Sauerstoffflasche), Ablegen und Anziehen des Bleigürtels unter Wasser, Zudrehen der Sauerstoffflasche unter Wasser, gegenseitige Rettungsübungen mit Hauptatemregler und Oktopus etc. Von Mal zu Mal wird das Gefühl unter Wasser mit dem Atemregler im Mund immer besser und die Panik verschwindet so langsam. Das Problem ist aber weiterhin das Gewicht, sodass wir im See dafür eine andere Lösung finden werden.
Erfahrungen eines Mannes
Das erste Mal im Pool: Nach einem langen Tag mit viel Theorie und abschließender Prüfung war es auch für mich nicht ganz leicht noch 100% konzentriert zu sein, um das Gelernte nun in der Praxis anzuwenden. Nachdem die ersten „Gehversuche“ in voller Montur im Wasser auch für mich sehr ungewohnt waren, habe ich mich doch relativ schnell daran gewöhnt. Die größte Umstellung für mich war das Atmen über den Atemregler. Hierbei musste ich mich anfangs sehr darauf konzentrieren ruhig und gleichmäßig zu atmen, so wie wir es im Kurs gelernt hatten. Das klingt doch schwieriger, als es ist. Als ich das verinnerlicht hatte, konnte ich mich auch weiteren Dingen wie z.B. dem Druckausgleich oder dem Tarieren widmen. Thomas und ich sind gemeinsam einige Male ab- und wieder aufgetaucht, um die Benutzung des Inflators und die Durchführung des Druckausgleichs zu üben. Als Nächstes haben wir am Beckenboden in 5 Metern Tiefe eine Vielzahl von Übungen wie z.B. das Auf- und Absetzen mit anschließendem Ausblasen der Maske gemacht. Außerdem haben wir das Atmen aus der alternativen Luftversorgung geübt und auch die Versorgung des Buddies mit Atemgas bei Knappheit. Ebenfalls wurde mir gezeigt, das Jacket mit dem Mund aufzublasen. Alle Übungen wurden mir erst am Beckenboden „erklärt“ und vorgeführt. Thomas hat das jedoch sehr verständlich gemacht, so dass ich alle Übungen auch problemlos nachmachen konnte. Die Kommunikation unter Wasser funktionierte sehr gut. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir die erste Poolsession wirklich Spaß gemacht hat und ich viel gelernt habe. Auch wenn noch nicht alles perfekt lief, bin ich optimistisch, dass es bei den nächsten Lektionen noch besser wird.
Das zweite Mal im Pool: Beim zweiten Pooltermin ging es in ein Schwimmbad. Durch das wärmere Wasser dort reichte diesmal ein Shorty, was natürlich angenehmer ist. Dadurch und durch die geringere Tiefe konnte man sich noch mehr auf die eigentlichen Übungen konzentrieren. Wir wiederholten sämtliche Übungen, die wir auch schon beim ersten Mal gemacht haben. Mit jeder Wiederholung klappte alles besser und auch die Ausrüstung wurde immer vertrauter. Wie schon beim ersten Mal hatte ich auch diesmal viel Spaß.
Das dritte Mal im Pool: Auch bei unserem dritten Termin ging es erneut ins Hallenbad. Diesmal war noch ein weiterer Taucher von der Tauchschule dabei, der seine neue Ausrüstung testen wollte. Er erklärte sich bereit, mit uns die Übungen durchzuführen, sodass jeder von uns seinen eigenen Tauchlehrer hatte. So konnten wir noch intensiver üben. Abermals wiederholten wir alle bereits genannten Übungen, die nun immer besser klappten. Nach diesem Termin fühlte ich mich auf jeden Fall bereit, ins Freiwasser zu gehen.
Unser Tauchlehrer Thomas berichtete uns, dass die Frauen ihre Männer oft zum Tauchkurs überreden und sie dann diejenigen sind, die unter Wasser Panik bekommen und das Ganze abbrechen wollen. Die Männer seien wohl immer viel entspannter und würden die Übungen mitmachen. Bei uns war es dann, wie man sehen kann, genauso.
Tauchen im See
Nach unseren drei Poolsessions ging es Ende Juli und Anfang August also für zwei Tage an den Echinger Weiher, der im Zuge des Autobahnbaus der A9 im Jahre 1965 entstanden war. Mit einer Tiefe von neun Metern und zwei Unterwasser-Plattformen ist er ein perfektes Ausbildungsgewässer für Taucher. Da der Weiher in Privatbesitz ist und ihn tatsächlich zahlreiche Taucher heimsuchen, ist er eine wahre Gelddruckmaschine. Man bezahlt dort 9 € “Eintritt” pro Person und Tag.
Erfahrungen einer Frau
14°C Wassertemperatur, 30°C bis 35°C Außentemperatur und ein strahlend blauer Himmel mit einem erhöhten Gewitterrisiko am Abend: Das waren also unsere Tauchbedingungen an den zwei Tagen. Da der Weiher so kalt war, mussten wir nicht nur lange Neoprenanzüge mit Kopfhaube, sondern auch noch Handschuhe anziehen. Um besser in die Flossen hereinzukommen, empfehlen wir allen, sich noch die passenden Bungee Straps dazuzukaufen. Das haben wir erst nach den zwei Tagen im Echinger Weiher gemacht, weil wir merkten, wie schwierig sich die Flossen anziehen ließen.
Unser Tauchlehrer Thomas hatte am ersten Tag seinen Bekannten, ebenfalls Taucher, mit im Schlepptau, sodass der erste der beiden Tage einer Individualbetreuung gleichkam. Der andere Thomas (er heißt genauso wie der Tauchlehrer) hat sich um meinen Mann gekümmert, während sich unser Tauchlehrer mit mir beschäftigt hat. Unter Wasser mussten wir sämtliche Übungen machen, die wir zuvor auch im Hallenbad gemacht hatten. Durch den langen Neoprenanzug hatte ich wieder einmal zu viel Auftrieb, weil sich darin viele Hohlräume bildeten. Im Großen und Ganzen fand ich das Tauchen in dem Weiher furchtbar: Der lange Neoprenanzug war viel unbequemer als der Shorty im warmen Hallenbad, das Wasser war eiskalt, die Sicht war extrem schlecht (am zweiten Tag war sie dann besser). Es heißt ja: Wer hier in Deutschland den Tauchschein macht, kann überall auf der Welt tauchen. Hier sind die Bedingungen viel extremer. Auf Bali brauchen wir eventuell gar keinen Neoprenanzug, weil es so warm ist. Und die Sicht ist da auch viel klarer. Es ist heftig, wenn man sich unter Wasser verschluckt und Wasser in die Luftröhre kommt. Dann hat man den Atemregler im Mund und hustet panisch ohne Ende. Das ist die Hölle. Thomas hat gesagt, dass 9/10 Leuten in dieser Situation sofort an die Wasseroberfläche hochschießen. Das Problem ist aber, dass die Organe platzen können, wenn man zu schnell hoch geht (Barotrauma). Man muss ja husten und gleichzeitig den Atemregler im Mund haben. Da ist Husten extrem schwer. Nimmt man in dieser Situation den Atemregler heraus, kommt vielleicht der Sensenmann. Am zweiten Tag hatte ich beim Heruntergehen dann auch noch solche Ohrenschmerzen, weil es extrem schwer war mit dem Druckausgleich. Dann fing das Ohr auch noch an Geräusche zu machen. Da dachte ich, mir sei das Trommelfell geplatzt, was aber nicht der Fall war.
Nach den drei Tauchgängen am ersten Tag und den zwei Tauchgängen am zweiten Tag inkl. finaler Prüfung machten wir noch einen abschließenden Tauchgang durch den halben Weiher. Dort trafen wir unter anderem auf das Alienskelett und den Gummihai, die irgendjemand dort unten im Wasser platziert hat. Je länger ich unter Wasser war, desto schwieriger war es, unten zu bleiben, weil ich in meinem Körper immer mehr Luft hatte. Ich bin dann oft immer wieder von allein hoch an die Wasseroberfläche gekommen, weil ich so viel Auftrieb hatte aufgrund meiner Schnappatmung. Wenn man ausatmet, kommt man wieder nach unten ins Wasser.
Das muss man bis zur Prüfung alles können und dann in der Prüfung zeigen:
- Richtiges Anlegen der Tauchausrüstung mit gegenseitigem Bodycheck (“Taucher brauchen saubere Luft” = T wie Tariersystem, b wie Bleisystem, s wie Schnallen und Verschlüsse, Luft wie Luftversorgung)
- Atemregler ausblasen (Munddusche)
- Atemregler wegwerfen und wiedererlangen (zwei verschiedene Möglichkeiten)
- Maske ausblasen: teilweise geflutet und vollständig geflutet
- Maske abnehmen und wieder aufsetzen
- Rettungsübung: Notsituation anzeigen bzw. erkennen, Teilen des Atemgases via Hauptatemregler und Oktopus, gemeinsamer Notaufstieg
- neutrales Tarieren
- Aufblasen der Tarierweste
- langsamer(!) Aufstieg zur Vermeidung von Taucherkrankheiten
- Tauchausrüstung unter Wasser ablegen und wieder anlegen
- atmen aus einem abblasenden Atemregler
- unter Wasser Luftblasen machen, d.h. ausatmen
- Notaufstieg durch positiven Auftrieb
- den Inflatorschlauch unter Wasser ab- und anstecken (kein SSI-Standard, aber 20% zusätzlicher Spielraum des Tauchlehrers)
Fazit: Obwohl ich mich so unbeholfen und grobmotorisch angestellt habe und zeitweise wirklich demotiviert, frustriert oder panisch war, hatte unser Tauchlehrer Thomas immer die nötige Ruhe und Geduld. Immer wieder hat er versucht, ein bisschen Humor in die Situation zu bringen, um mich aufzubauen. Bisher ist es mir beim Tauchen in Deutschland allerdings nicht gelungen, mich so richtig für diese Sportart zu begeistern, obwohl ich diejenige war, die diesen Kurs unbedingt machen wollte. Mit dem unbequemen Neoprenanzug, den Flossen und der gesamten Ausrüstung ist die Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt, was bei mir ein absolutes Unwohlsein auslöst. In den warmen Tauchregionen dieser Welt, wo das Wasser wärmer und die Sicht klarer ist, macht es dann hoffentlich mehr Spaß. Dann könnten wir beispielsweise ohne Neoprenanzug und nur mit Rashguard und Hose tauchen. Spätestens, wenn ich die erste Schildkröte oder den ersten Delfin unter Wasser sehe, wird meine Leidenschaft zum Tauchen geweckt. Hoffentlich. Das war bisher die härteste Prüfung, die ich bisher in meinem Leben ablegen musste. Umso stolzer bin ich, dass ich auch diese Hürde gemeistert habe.
Erfahrungen eines Mannes
Update vom Januar 2022: Leider hat der Mann es immer noch nicht geschafft, seine Erfahrungen niederzuschreiben. Im Großen und Ganzen lässt sich aber sagen, dass er das Tauchen im Weiher besser fand als ich, die Frau.
Die Gesamtkosten
Tauchkurs: 369€ pro Person (nur zwei Monate nach unserer Anmeldung wurde die Kursgebühr auf 415€ pro Person erhöht)
ein zusätzlicher Termin im Hallenbad: 25€ pro Person
Tauchtauglichkeitsuntersuchung: 60€ regulär, mit Gutschein von Beyond Diving nur 30€ pro Person
Tauchausrüstung (ABC) inkl. Bungee Straps : 330,45€ (Frau) bis 423,55€ (Mann) pro Person
Rashguard mit Hose (Frau): 102,80€ / nur Rashguard ohne Hose (Mann): 31,95€
Tauchcomputer: Cressi Newton 285€
Tauchversicherung (dive card basic von aqua med): 49€ pro Jahr und Person
Eintritt ins Tauchzentrum Diver’s: 39€ pro Person am Wochenende
Kosten für den Echinger Weiher: 10€ pro Tag und Person = 20€ für zwei Tage pro Person
Wie es nach dem Tauchkurs 2018 weiterging
Nach unserem Tauchkurs 2018 tauchten wir im August desselben Jahres gemeinsam in Indonesien. 2019 tauchten wir dann gemeinsam auf Sansibar (Tansania). Während M, der Mann, immer mehr Freude am Tauchen entwickelte, stellte sich bei mir die Begeisterung auch nach zwei Tauchreisen nicht ein. Aus diesem Grund ging er dann 2021 nur noch allein auf den Malediven tauchen und absolvierte weitere Tauchkurse ebenfalls ohne mich. Doch schon allein dafür, dass er das Tauchen als Leidenschaft für sich entdeckte, hat sich unser gemeinsamer Tauchkurs 2018 gelohnt. Ich, die Frau, hatte ihn nämlich dazu überredet.
All unsere Artikel zum Tauchen und Schnorcheln gibt es <hier>.
letztes Update: Januar 2022