Ein Bootsausflug in die Schären gehört auf die Bucketlist eines jeden Stockholm-Besuchers. Wer es eilig hat, könnte beispielsweise in das nur 20 Minuten entfernte Fjäderholmen reisen. Bei ein bisschen mehr Zeit bieten sich auch Vaxholm, Sandhamn oder Utö an. Und in den wärmeren Monaten wäre sogar ein Inselhopping denkbar.

Insgesamt besteht der Stockholmer Schärengarten (Schwedisch: Skärgården) aus ungefähr 30.000 Inseln, Schären und Felsen. Einige von ihnen sind bewohnte Ortschaften, in denen im Sommer sogar ausgelassene Partys gefeiert werden. Bei manch anderen Inseln handelt es sich dagegen nur um bewachsene Felsen, die gern von Seehunden heimgesucht werden oder auf die sich vielleicht mal ein Kajakfahrer hin verirrt.

Während früher hier nur Bauern und Fischer lebten, residiert hier heute die Stockholmer High Society. Die Beliebtheit der Schären kann man ungefähr mit dem Starnberger See, dem Ammersee oder dem Tegernsee vor den Toren Münchens vergleichen.

Verschiedene Schären-Touren für Touristen bietet beispielsweise der Betreiber Stromma an. Man kann aber auch mit dem deutlich günstigeren Fährunternehmen Waxholmsbolaget fahren, welches ca. 300 Orte im Schärengarten ansteuert.

Wir selbst entschieden uns nach einem Tipp von meiner Kollegin Laura für die sogenannte “Schären-Hauptstadt” Vaxholm und wählten hierfür den Anbieter Waxholmsbolaget.

 Unsere Bootsfahrt durch die Schären bei Stockholm

Der Abfahrtsort in Stockholm

Pünktlich um 11:00 Uhr startete unser Boot in der Stockholmer Innenstadt an der Bootsanlegestelle Strömkajen, d.h. vor dem Grand Hôtel und dem Nationalmuseum. Dieses Terminal kann man sich wie eine Bushaltestelle für Boote vorstellen: Es gab eine große digitale Anzeigetafel mit allen Abfahrtszeiten sowie verschiedene Ablege-Gates. Die Boote verkehrten von dort aus regelmäßig und häufig, der Großteil davon sogar “via Vaxholm”, wie man den Beschilderungen entnehmen konnte. Unsere Fahrt von Stockholm nach Vaxholm dauerte eine Stunde.

Wer eher den Bus bevorzugt, muss die Buslinie 670 ab der Haltestelle Tekniska högskolan in Stockholm nehmen. Auf dem Landweg dauert der Trip eine dreiviertel Stunde. Allein schon wegen des Anblicks der malerischen Schären empfehlen wir aber explizit die Tour mit dem Boot, schließlich ist so ein Schärengarten einzigartig in der Welt.

Der Ticketkauf beim Fährunternehmen Waxholmsbolaget

Im Sommer kann man die Tickets im Ticketcenter direkt am Terminal Strömkajen erwerben. Wir besorgten uns unsere Fahrkarten im April erst auf dem Boot, da die Verkaufsstelle geschlossen war. Beim Fahrtenkauf auf dem Schiff sollte man allerdings nicht darauf warten, bis ein Angestellter durch die Reihen läuft und Tickets anbietet – das macht er nämlich nicht. Stattdessen geht man selbst zur Kasse auf dem Boot und erwirbt Fahrkarten, die dann beim Aussteigen vorgezeigt werden müssen. Kann man keine vorweisen, darf man auch nicht aussteigen.

Wir wollten unsere Fahrscheine für die Hin- und Rückfahrt schon zusammen kaufen. Davon riet der Fährmitarbeiter allerdings ab, da es kein Kombiticket gab und nur Einzelfahrten zum gleichen Preis angeboten wurden.

Eine Einzelfahrt kostete pro Person bei Waxholmsbolaget SEK 97 (= 9,37€, Stand: 18.04.2022). Für den Tagestrip, d.h. für die Hin- und Rückfahrt, zahlten wir als Paar demnach SEK 388 (= 37,47€). Zum Vergleich: Beim Anbieter Stromma hätte die gleiche Tour zusammen für uns beide SEK 600 (= 57,95€) gekostet.

Unser Bootsausflug durch die Schären: Der Weg ist das Ziel

Auf dem Boot hatte man die Möglichkeit, entweder drinnen oder draußen Platz zu nehmen. Wir selbst saßen trotz des Windes und der temporären Frühjahrskälte draußen, weil ich möglichst viele Fotos von den typischen schwedischen Häusern am Ufer schießen wollte. Sogar eine Windmühle, einen Leuchtturm sowie ein einzelnes rotes Schwedenhaus auf einer klitzekleinen Insel bekamen wir dabei zu Gesicht. Noch nie zuvor haben wir solch ein schönes skandinavisches Naturschauspiel, die Schären, bestaunen dürfen. An diesem Tag war nicht nur Vaxholm unser Ziel, sondern bereits der Weg dorthin. Völlig unabhängig davon, wie es uns in Vaxholm wohl gefallen würde, waren wir uns schon auf dem Boot darüber einig, dass sich die Tour durch den Stockholmer Schärengarten definitiv gelohnt hat.

Ein Besuch in der Schären-Hauptstadt Vaxholm (Drehort von Pippi Langstrumpf)

Vaxholm: Größer als erwartet (und nicht ganz so idyllisch und abgeschieden)

Vaxholm wird oft als Schären-Hauptstadt bezeichnet, was sowohl ihrer Geschichte als auch ihrer Größe geschuldet ist. Während in vielen anderen Dörfern entlang der Schären nicht viel los ist, ist Vaxholm ein pulsierendes, maritimes Städtchen mit kleinen Geschäften, Cafés, Restaurants und sogar einer Schule. In dem Ort, der aus insgesamt 70 Inseln besteht, leben ungefähr 12.000 Einwohner.

Wir hätten uns dieses Fleckchen Erde irgendwie kleiner, idyllischer und abgeschiedener vorgestellt. Sogar die im Internet gefundene Behauptung, dass Vaxholm autofrei sei, ist nur ein Mythos. Auch wenn die Touristen alle per Boot anreisen, besitzt doch jeder Vaxholmer seinen eigenen PKW.

Aktivitäten in Vaxholm im Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Aufgrund der kühlen Jahreszeit besuchten wir Vaxholm nur knapp über zwei Stunden, die wir für einen kleinen Rundgang durch den Ort nutzten. Wandern, Fahrradfahren, Segeln, Kajak- und Kanufahren, Angeln sowie viele weitere spannende Erlebnisse wären auch noch möglich gewesen.

Auf der Vaxholmer Internetseite werden noch folgende Aktivitäten nach den passenden Jahreszeiten aufgelistet:

Vaxholm im Frühling:

  • im Montebello-Park auf der kleinen Halbinsel Tenö die blauen Waldanemonen bestaunen
  • mit dem Fahrrad zur Insel Rindö fahren und den Molkerei- und Käsehersteller in Ostmakeriet besuchen
  • einen Drachen steigen lassen im Lägret-Park
  • draußen entlang der Wanderwege an einer Feuerstelle sein Essen zubereiten, z.B. grillen
  • Schach auf dem Rådhustorget-Platz spielen
  • das erste Eis des Jahres am Kai genießen
  • sich das Essen auf einer Außenterrasse eines Restaurants schmecken lassen

Vaxholm im Sommer (beste Jahreszeit):

  • seinen Morgenkaffee auf einem Steg trinken
  • sich den Sonnenuntergang vom Schwimmbereich des Norrhamnsbadet anschauen
  • sich auf die Suche nach einem Biber begeben
  • durch die herrliche Landschaft wandern
  • mit dem Kanu oder Kajak um die Insel paddeln
  • im Lägret-Park einen Drachen steigen lassen
  • in einem Zelt übernachten mit herrlicher Aussicht auf das Wasser
  • Schach auf dem Rådhustorget-Platz spielen
  • Inselhüpfen mit dem Fahrrad
  • Beachvolleyball spielen
  • Walderdbeeren pflücken und auf einen Grashalm fädeln
  • bei Regen: sich eine Kunstausstellung im Roddarhuset anschauen
  • bei Regen: das Festungsmuseum Vaxholm besuchen (Drehort von Pippi Langstrumpf)

Vaxholm im Herbst:

  • sich ansehen, wie die Inseln im Wasser ihre Farbe verändern
  • den Tag der Zimtschnecke feiern und sich welche in einem Café schmecken lassen
  • draußen entlang der Wanderwege an einer Feuerstelle ein warmes Essen zubereiten

Vaxholm im Winter:

  • lange Spaziergänge machen und sich an einer Feuerstelle entlang der Wanderwege aufwärmen
  • Langlaufen im Schnee auf dem Golfplatz
  • im Lägret-Park einen Schneemann bauen
  • Januar/Februar: Die erste Semla des Jahres essen, ein Marzipan-Sahne-Brötchen
  • Kanufahren, Kajakfahren, Segeln und Eisfischen im Winter ausprobieren

Quelle: vaxholm.se

Sehenswürdigkeiten und interessante Orte in Vaxholm

Die Bootsanlegestellen bei Norrhamnen

Die Festung Vaxholm (Vaxholms Fästnings Museum)

Pippi-Langstrumpf-Fans aufgepasst: Das Kastell Vaxholm wurde als Drehort für die beliebte schwedische Kinderserie von Astrid Lindgren genutzt. In dem Film “Pippi im Taka-Tuka-Land” diente das Schloss als Seeräuberfestung der beiden Piratenanführer Messer-Jocke und Blut-Svente. Hier wurde Pippis Vater, Kapitän Efraim Langstrumpf, gefangen gehalten.

Da die Festungsanlage komplett von Wasser umgeben ist, kann sie ausschließlich mit dem Boot erreicht werden. Ein Besuch von Vaxholms Fästnings-Museums ist nur zwischen Mai und September möglich.

Der Jachthafen Norrbergshamnen

Der Aussichtspunkt in der Nähe von Vaxholms Hembygdsgårds Café

Typisch schwedische Häuser in Rot, Gelb und Grün

Unser Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Vaxholm?

Auch wenn es Mitte April noch sehr kalt war, hat uns der 5-stündige Halbtagesausflug nach Vaxholm sehr gut gefallen. Allein schon die Bootsfahrt durch die Schären, bevor wir überhaupt unser Ziel, Vaxholm, erreichten, stellte sich für uns als ein Highlight während unseres Kurztrips heraus. Die typisch schwedischen Häuser am Ufer haben es mir so sehr angetan, dass sich M sogar schon über mich lustig machte, weil ich sie ausnahmslos alle fotografieren wollte.

Auch wenn Vaxholm nicht unserer Vorstellung eines “Hidden Place” entsprach, war die Schären-Hauptstadt dennoch einen Tagestrip wert. In unseren Köpfen hatten wir eher ein kleines, abgeschiedenes, menschenleeres Idyll irgendwo im Nirgendwo im Sinn, das niemand kennt. Der Ort war aber viel größer als erwartet und bei Touristen längst kein Geheimtipp mehr.


Links:

Fährunternehmen Waxholmsbolaget: Preise etc.

Schären-Exkursionen mit Stromma

Internetseite von Vaxholm