Wer die Reiseberichte in unserem Blog verfolgt, der weiß, dass uns Begegnungen mit den Einheimischen sehr am Herzen liegen. Uns geht es nicht darum, nur Gebäude anzuschauen oder die herrliche Natur zu genießen, sondern das unverfälschte, wahre Leben der Einheimischen kennenzulernen. In Tansania hatten wir die Möglichkeit, ein Waisenhaus in Karatu, ein Massai-Dorf in der Ngorongoro Conservation Area sowie ein Dorf auf Sansibar zu besuchen. Von unseren Erlebnissen wollen wir an dieser Stelle berichten.

Allgemeine Informationen über die Menschen in Tansania

Die Menschen in Tansania heißen „Tansanier“ bzw. „Tansanierin“. 80% von ihnen leben von der Landwirtschaft.

Uns fielen viele Einheimische auf, die hervorragend Deutsch sprechen konnten. Sie bringen sich in Eigenregie die deutsche Sprache bei oder besuchen eine Sprachschule in Arusha, um einen Job als Reiseleiter oder  Hotelangestellter zu ergattern. Nur, wer Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Deutsch beherrscht, hat in der lukrativen Tourismusbranche eine Chance. Außerdem leben in Arusha viele Deutsche, wie uns die Guides mitteilten.

Wir erfuhren zudem, dass Homosexuelle ins Gefängnis gehen müssen, wenn sie ihre sexuellen Neigungen in der Öffentlichkeit zeigen. Dazu gehört zum Beispiel schon das harmlose Händchenhalten.

Außerdem sind uns die vielen Polizeikontrollen im ganzen Land aufgefallen, für die an den Straßen extra Absperrungen aufgestellt worden waren. Wir erfuhren außerdem, dass die tansanischen Straßen von Japan gebaut wurden, um die Tansanier zu mobilisieren. Dies ist allerdings nicht ohne Hintergedanken Japans geschehen, denn im Gegenzug fahren alle Menschen in Tansania nur Toyota, sogar die Safari-Jeeps stammen von diesem Hersteller.

Waren wir von einem Nationalpark zu einem anderen unterwegs, legten wir natürlich immer auch Pausen ein, so zum Beispiel bei Souvenirshops, bei ausgestellten Bildern oder beim Aussichtspunkt am Lake Manyara. Beim letztgenannten boten ein paar einheimische Händler ihre Armbänder zum Kauf an. Da alle Mitreisenden aus unserem Jeep aber nichts gekauft hatten, steckte unser Fahrer dem einen Händler von sich aus Geld zu, was wir ein wenig skurril fanden. Außerdem sollte man, bevor man tatsächlich etwas kauft, immer den Preis herunterhandeln. Laut unserem Guide Iddy solle man ganze 75% des Startpreises herunterhandeln und dann nur 25% bezahlen.

Zusammenfassend können wir sagen, dass wir in Tansania sehr viele tolle, sympathische, freundliche und herzliche Menschen kennengelernt haben.

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Besuch des Waisenhauses Shalom in Karatu

Ein mit uns gereistes Pärchen aus unserer Gruppe hatte im Internet gelesen, dass man auch das Waisenhaus in Karatu besuchen könne, wenn man im Highview Hotel übernachtet. Sie äußerten deshalb gegenüber unserem Gästebetreuer Innocent den Wunsch, ebenfalls die dortigen Kinder besuchen zu wollen, womit er einverstanden war. Da uns diese Idee auch sehr gut gefiel, schlossen wir uns ihnen an.

Im Waisenhaus Shalom leben derzeit 82 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 Monaten bis 22 Jahren. Ihre Eltern setzten sie teilweise am Straßenrand aus oder warfen sie auf Müllhalden, oft nur deshalb, weil die Kleinen behindert sind oder andere Auffälligkeiten aufweisen, wie beispielsweise Albinismus. Auch Säuglinge von unverheirateten Frauen werden in Tansania häufig ausgesetzt. Außerdem sind ungeplante Kinder die ersten, die im Dschungel den wilden Tieren überlassen oder dort sogar lebendig vergraben werden. Für viele von ihnen waren Vergewaltigungen, körperliche Misshandlungen, Verlassenheit und Verlust keine Seltenheit gewesen, bevor sie in das Waisenhaus kamen. Andere wiederum hatten unter ihren drogen- und alkoholabhängigen Eltern gelitten oder hatten den Tod beider Elternteile zu beklagen, die teilweise an Aids starben. Auch das acht Monate alte Baby Karen, das derzeit jüngste Kind in dem Heim, hatte seine Mutter zuvor aus einem uns nicht bekannten Grund verloren. Als ich es eine Zeit lang auf meinem Arm herumtrug, war es sehr anhänglich und wollte sich am Ende nicht mehr von mir losreißen.

In der Einrichtung werden die aufgenommenen bzw. geretteten Schützlinge rund um die Uhr von 16 Betreuern umsorgt, die entweder mit dort leben oder täglich von außerhalb kommen. Mama Warra, die Gründerin, und die anderen Betreuer bemühen sich jeden einzelnen Tag aufs Neue, den Kindern die Aufmerksamkeit, Liebe und Geborgenheit zu schenken, die die Verstoßenen bzw. Verlassenen von ihren leiblichen Eltern nie erfuhren. In dem Waisenhaus sind alle Betreuer Mütter und Väter, alle Kinder sehen sich als Brüder und Schwestern. Sie sind eine große Familie.

Am Tag unseres Besuchs trafen wir auf die sehr reife 19-jährige Betreuerin Agnes, welche uns durch die Räumlichkeiten führte und uns interessante Informationen über das Waisenhaus mit auf den Weg gab. Sie selbst lebt auch dort im Heim, verlässt dieses aber immer, um zur Schule zu gehen. Je nach Alter und Geschlecht teilen sich mehrere Kinder ein Zimmer, wobei mehrere jüngere auch zu viert in einem sehr großen Bett schlafen. Die schulpflichtigen unter ihnen gehen in Privatschulen, um ihnen die besten Bildungschancen zu ermöglichen. Auf dem Gelände des Waisenhauses befindet sich unter anderem ein Klettergerüst und ein Fußballplatz, wo sich die Kleinen und Großen austoben können. Auch ein Fernseher für gemeinsame Filmabende ist vorhanden. Die Betreuer kümmern sich nicht nur um die 82 Kinder und Jugendlichen, sondern auch um die dort auf dem Gelände lebenden Tiere. Die Kühe geben die tägliche Milch und die  Schweine und Hasen werden zum Eigenverzehr geschlachtet.

Gegründet wurde das Waisenhaus im Jahr 2004 von der sehr gläubigen Mama Warra aus Arusha, nachdem diese ein einschneidendes, sehr dramatisches Ereignis miterleben musste. So besuchte sie gemeinsam mit ihrem Mann im Jahr 2003 eine Kirche in Karatu und übernachtete dort in einem örtlichen Hostel. Nach einer kalten, verregneten Nacht hörte sie vor ihrer Tür ein leises Geräusch, das von einem neugeborenen Säugling kam. Sie nahm das Baby an sich, brachte es in ein nahegelegenes Krankenhaus und weilte die ganze Nacht an seinem Bett. Da sie am darauffolgenden Morgen zurück nach Arusha fahren musste, überließ sie den Ärzten Geld für den Säugling und kündigte an, zu ihm zurückzukehren. Nach vielen tränenreichen Tagen des Kummers und der Sorge erhielt sie die traurige Nachricht über den Tod des Babys. Aufgrund dieses prägenden Ereignisses beschloss sie, mit ihrem Mann nach Karatu zu ziehen und dort 2004 ein Waisenhaus zu gründen. Was erst mit wenigen Kindern auf engstem Raum begann, ist heute zu einem großen Areal angewachsen.

Wir hatten uns in Deutschland zuvor 50 bunte Kugelschreiber gekauft, die wir den Kindern im Massai-Dorf schenken wollten. Als uns das mitreisende Pärchen aber auf das Waisenhaus aufmerksam machte, beschlossen wir, unsere Geschenke lieber dort zu verteilen – und das haben wir nicht bereut. Mama Warra und ihre Ziehkinder haben jede noch so kleine Spende bitter nötig, wie wir selbst vor Ort feststellen mussten.

Wer sich noch näher mit dem Waisenhaus auseinandersetzen oder Mama Warra finanziell unterstützen möchte, ist hier genau richtig.

Die Massai

Allgemeine Informationen über die Massai

In Tansania gibt es zahlreiche Stämme, die Massai bilden den größten von allen. Sie sind bekannt für ihre Viehzucht, Pflanzen bauen sie dagegen nicht an. Wer einem echten Massai einmal gegenübersteht, dem fallen sofort die selbstgebauten Schuhe aus Autoreifen auf.

Um eine Frau zu bekommen, muss ein Massai-Mann stark sein, so muss er beispielsweise ein Tier töten oder ein Haus für seine Dame(n) bauen. Er darf mehrere Frauen gleichzeitig haben, uns wurden von den Guides immer unterschiedliche Zahlen dazu genannt. Alle leben zusammen in einem großen Haus, Eifersucht unter ihnen sei wohl die Seltenheit. In anderen Stämmen darf der Mann dagegen nur eine Frau haben, hier suchen die Eltern den Partner aus. Wer als Mann reich ist, hat die besten Chancen auf eine Beziehung.

Läuft man auf Sansibar am Strand entlang, dann fallen einem viele Beach Boys auf, die sich als Massai verkleidet haben, um den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir haben diese während unserer Reise immer als „Fake-Massai“ bezeichnet.

Besuch eines kommerziellen (leider nicht authentischen) Massai-Dorfs im Ngorongoro-Krater

Eigentlich hatten wir uns ein Jahr vor der Reise schon so sehr auf den Besuch eines echten Massai-Dorfs in Tansania gefreut. Doch diese Euphorie wurde schnell getrübt, als wir uns im Internet die Bewertungen über solche Dorfbesuche durchlasen. Im Nachhinein können wir uns den Enttäuschten nur anschließen, denn mit dem wahren Leben, mit Authentizität und Ursprünglichkeit hatte das absolut nichts zu tun. Als wir dort ankamen, sahen wir bereits die zahlreichen anderen Touristen, die sich durch das kommerzielle Massai-Dorf in der Ngorongoro Conservation Area herumführen ließen. Wir kamen uns vor wie die Zuschauer eines perfekt einstudierten Zirkusprogramms. Erst wurde ein Tanz aufgeführt, es wurde gesungen und in die Luft gesprungen, es wurde Feuer gemacht, wir schauten uns in Dreiergruppen die Lehmhütten an und sollten schließlich deren Schmuck kaufen. Gleich zu Beginn wurden noch jedem Besucher fünf US-Dollar „Eintrittsgeld“ abgeknöpft. Andere Touristen, die einige Wochen oder Monate zuvor mit der gleichen Agentur (Tourcompass bzw. Zara Tours) verreist waren, berichteten im Internet sogar etwas von zehn US-Dollar pro Person. Und einem französischen Pärchen, das mit uns das Tierrettungszentrum Cheetah’s Rock auf Sansibar besuchte, hatten die Massai sogar 50 US-Dollar abgenommen, weil sie allein in einem Jeep angereist waren. Bereits zu Beginn unserer Reise teilte uns einer der Guides mit, dass die Massai Geschäftsmänner seien. Genau diese Aussage können wir zu 100% unterschreiben.

Sehr verwundert waren wir darüber, dass die Massai ihren angeblich selbstgemachten Schmuck verkauften, wir aber nirgends Menschen sahen, die diesen herstellten. Auch das unverarbeitete Material dafür lag nirgendwo herum. Komischerweise sah dieser Perlenschmuck auch überall gleich aus, egal, wo wir uns während unserer Tansania-Rundreise aufhielten. Man könnte ja fast unterstellen, dass ein großer Produzent hinter dem Schmuck steckt, der die Ketten und Armbänder an die Massai weiterverkauft, die damit wiederum das große Geschäft machen wollen.

Nachdem uns die Massai leider nicht überzeugen konnten, ihren überteuerten Schmuck zu erwerben, führten sie uns noch in ein kleines Lehmhaus, die Schule der Massai. Dort zählten die Kinder einer Schulklasse wie fremdgesteuert und dressiert auf Englisch von eins bis zehn und sangen ein Lied. Diese ganze Situation wirkte auf uns befremdlich und skurril. Lernen die Kinder wirklich in dieser Schule mehr als das Zählen, wenn sie den ganzen Tag den Touristen ihr immer gleiches Zirkusprogramm abspulen müssen? Die Touristen kommen tagtäglich rund um die Uhr an diesem Dorf vorbei, sodass die Kinder ja für das eigentliche Lernen gar keine Zeit haben. Die Leidtragenden sind am Ende die Kleinen, die für die Machenschaften der Großen missbraucht werden. Und als würden die lieben Massai-Geschäftsmänner nicht ohnehin schon das große Geld mit den Touristenscharen machen, stellten sie in der Schule eine weitere Spendenbox auf. Wir suchten dann schnell das Weite und setzten unsere Fahrt in die Serengeti fort.

Gern hätten wir noch mehr über die Massai, das echte Leben, ihren Alltag und ihre Lebensansichten erfahren, aber das war leider nicht Teil des einstudierten Zirkusprogramms. Ihr Hauptinteresse lag auch nicht im Näherbringen ihrer Kultur, sondern nur im Geschäftemachen.

Dass die Massai wahre Geschäftsmänner sind, haben wir auch in all unseren Hotels gesehen. Dort waren sie als Kofferträger engagiert, die den Touristen das Trinkgeld aus der Tasche zogen. Auch sollten sie die Hotels als Wachmänner schützen. Dadurch, dass sie so geldgierig waren und immer so grimmig geschaut haben, habe ich diesen Volksstamm in keiner guten Erinnerung behalten. Die normalen Tansanier sind mir wesentlich sympathischer.

Über unseren Besuch im Massai-Dorf findet man hier einen ausführlichen Bericht.

Menschen im Ngorongoro-Krater, u.a. bettelnde Kinder

In der Ngorongoro Conservation Area ist es zur Trockenzeit – wie der Name schon sagt – extrem trocken. Der Anbau von Lebensmitteln erscheint unmöglich, wobei die dort ansässigen Massai ohnehin nichts anbauen, sondern eher für ihre Viehzucht bekannt sind. Selbst kleine Kinder führten dort schon ihre eigenen Ziegenherden an. Wir befanden uns dort irgendwo im Nirgendwo. Fließendes Wasser, Strom, Supermärkte, Krankenhäuser, Textilfachgeschäfte und eine ausgebaute Infrastruktur waren weit und breit nicht vorhanden. Immer wieder sahen wir einzelne Lehmhäuser und Viehherden oder Anhänger der Massai. Besonders häufig kamen die vielen Kinder zu der einzig vorhandenen Hauptverkehrsstraße gerannt, die sich durch die Landschaft schlängelte. Sie fragten uns mit Handzeichen immer nach Essen, welches sie auch von uns bekamen. Täglich erhielten wir nämlich von den Hotels unsere Lunchboxen, die wir nie aufaßen. Also sammelten wir das ganze übrige Essen in zwei sauberen Boxen und verteilten es jeden Tag an die Kinder. Auf Anraten unseres Guides Iddy sollten wir immer die Plastikfolien und den ganzen anderen Verpackungsmüll entfernen, damit die Kinder diesen dann nicht in die Natur werfen. Manche von ihnen waren so hungrig, dass sie sich das von uns erhaltene Essen sofort in den Mund stopften. Insgesamt betrachtet war es sehr auffällig, wie die Kinder auf vorbeifahrende, mit Touristen besetzte, Jeeps reagierten. Sie verbanden die  Fahrzeuge automatisch mit Essen, was schon sehr herzzerreißend war. Am liebsten hätten wir ihnen noch mehr davon gegeben. Unsere volle Kekspackung aus Deutschland, die wir bis zum letzten Safari-Tag nicht angerührt hatten, schenkten wir am letzten Tag unserem Guide, der die Kekse an die Kinder verteilen sollte. Es ist schade, dass nicht jeder Mensch aus einer Industrienation auf solche hungrigen Kinder treffen kann – denn dann würden wir alle nicht mehr so verschwenderisch leben und jährlich so viele Lebensmittel wegwerfen.

Neben den hungrigen, bettelnden Kindern ist uns ein Junge besonders in Erinnerung geblieben: Er war das einzige Kleinkind, das schreiend und heulend vor uns wegrannte. Er war so schnell, dass man hätte meinen können, er renne um sein Leben. Unser Guide Iddy erzählte uns, dass die Mutter vermutlich zu dem Kleinen gesagt hätte, er solle sich von der Straße fernhalten, weil die Touristen anhalten und die Kinder stehlen würden. Dieser arme Junge ist bestimmt für sein restliches Leben traumatisiert, nachdem wir ihn zu uns herangewunken hatten, um ihm etwas zu essen zu geben. Der Arme!

Village Tour in Pwani Mchangani auf Sansibar (Besuch eines Kindergartens, einer Schule und eines Krankenhauses)

Unser Hotel auf Sansibar, das Ocean Paradise Resort & Spa, bietet immer montags und freitags eine kostenlose Village Tour durch Pwani Mchangani an. Diese wird von dem Einheimischen Juma, der auch dort wohnt und im Ocean Paradise Resort als Wassersport-Animateur arbeitet, durchgeführt. Da wir sowohl am Montag als auch am Freitag beim Tauchen waren, fragten wir im Guest-Relations-Büro des Hotels nach, ob es ginge, eine geführte Tour an einem anderen Wochentag zu erhalten. Dank Juma war es also möglich, den Dorfbesuch doch noch an unserem Abreisetag durchzuführen. Wir trafen uns zunächst um 10:30 Uhr am Animation Desk des Hotels und liefen dann am Strand entlang in sein Heimatdorf. Dort kamen wir an einem Fischermarkt vorbei, wo wir nur wenige Oktopusse und eine Handvoll Fische vorfanden. Der Markt sollte nämlich erst später beginnen, nachdem alle Fischer mit ihren Booten zurückgekehrt waren. Leider haben wir das nicht mehr erlebt, da wir einfach zu früh dran waren mit unserer Tour. Auch einen Obstmarkt und eine Wasserleitung für Trinkwasser entdeckten wir während unserer Tour. Die Regierung reguliert das Trinkwasser und dreht dieses nur alle zwei Tage für ein paar Stunden auf. Dann stehen alle Dorfbewohner hintereinander mit ihren Kanistern in der Reihe und warten stundenlang, bis sie selbst an der Reihe sind. Außerdem verfügt das Dorf über einen Brunnen, aus dem sich die Einheimischen Wasser für anderen Dinge, zum Beispiel zum Waschen, holen können. Unser Guide Juma berichtete uns, dass die tansanische Regierung das Trinkwasser für die Einheimischen streng reguliere. Wenn aber ein neues Hotel gebaut werden soll, gebe die Regierung uneingeschränkt Wasser für die Touristen frei, was zu einer Benachteiligung des eigenen Volkes führe.

Wir liefen dann weiter zu einer Schule, die wir uns auch von innen anschauen wollten. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen einheimischen Frauen vorbei, die vor ihren Häusern den zuvor geernteten Seetang aufbereiteten. Wenn das Wasser morgens bei Sonnenaufgang seinen Niedrigstand erreicht, begeben sich die Bäuerinnen in das Meer, um die Algen zu pflücken. Während der frische Seetang noch grün ist, nimmt er in getrockneter Form die Farbe Lila an. Und dann ist er auch bereit dafür, von den Einheimischen gegessen zu werden oder als Kosmetika weiterverarbeitet zu werden. Eine weitere Frau, die wir vor ihrem Haus sitzend antragen, pulte das Fleisch aus den Muscheln, das sie dann mit ihrer Familie essen wollte.

Dann kamen wir in der Schule an, wo uns der Direktor in seinem Büro einen kurzen Vortrag über die Einrichtung hielt. Jeweils 50 bis 60 Schüler besuchen eine Klasse, teilte er uns mit. Da die Klassenräume für so viele Lernende so klein seien, schrieben wohl viele voneinander ab, schließlich hocken sie sehr eng aufeinander. Wir wurden sogar Zeugen davon, wie einzelne Schüler aufgrund von Platzmangel auf dem Fußboden direkt vor der Tafel saßen. Zudem nehmen sie ihr tägliches Mittagessen gemeinsam im Klassenzimmer ein. Die Lehrer unterrichten meist nur ein einziges Fach, wie beispielsweise Suaheli, Englisch, Arabisch, Mathematik, Religion, Geografie oder Wissenschaft. Außerdem tragen alle Schüler eine einheitliche Schuluniform. Nach seinen Ausführungen stellte er uns eine Spendenbox vor die Nase, damit wir für die Schule Geld spenden sollten. Da wir die Tour an unserem Abreisetag machten, mussten wir die noch verbleibenden wenigen Dollar auf sämtliche besuchte Institutionen aufteilen. Und unser Guide Juma sollte auch nicht leer ausgehen, denn schließlich war die Village Tour kostenlos, für die man bei anderen Reiseagenturen sehr viel Geld bezahlt hätte. Also befüllten wir die Donation Box mit ein paar Dollar. Geldspenden sind immer sehr schlecht, weil wir nicht wissen, ob sich der Schulleiter selbst damit bereichert oder ob die finanzielle Hilfe wirklich bei den Schülern ankommt. Besser wäre es, gleich Schulmaterial an die Kinder zu verschenken. Allerdings hieß es zu Beginn der Tour, dass es rechtlich verboten sei, den Kindern und Menschen im Dorf etwas zu geben.

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Im Anschluss daran statteten wir den Kindern in dem gegenüberliegenden Kindergarten einen Besuch ab. Dorthin gehen 119 Sprösslinge im Alter von drei bis fünf Jahren, die auf nur zwei Kindergartengruppen aufgeteilt sind. In dem Raum saßen alle auf dem Boden, Tische und Stühle waren nicht vorhanden. Im Kindergarten lernen sie bereits Schreiben, Lesen und Rechnen. An den Wänden hingen deshalb Plakate mit den Zahlen von 1 bis 70, die Buchstaben von A bis Z sowie die verschiedenen Lautkombinationen. Erstaunlich fanden wir, dass die tansanischen Kinder all diese Dinge schon ab dem dritten Lebensjahr lernen, während unsere deutschen Kleinkinder nur zum Spielen in den Kindergarten gehen und all die aufgezählten Fertigkeiten erst in der Grundschule können müssen. Die Kinder begrüßten uns singend mit dem Lied “Jambo Bwana”, zu dem sie auch tanzten. Am Ende unseres Besuchs wurde uns erneut eine Spendenbox vor die Nase gestellt, die wir wieder mit sehr wenigen Geldscheinen füllten.

Als Letztes besuchten wir ein örtliches Krankenhaus, wo uns der zuständige Arzt und Klinikleiter durch die Räumlichkeiten führte. Dort arbeiteten neben ihm noch zwei Krankenschwestern, eine Hebamme, ein pharmazeutisch-technischer Assistent, ein Labortechniker sowie ein Radiologe, ein Gesundheitsbeauftragter und drei weitere Krankenpfleger. Besonders beeindruckte uns deren akkurate Arbeitsweise, denn überall an den Wänden konnte man handgeschriebene Übersichten und Statistiken sehen. Sogar ein selbstgezeichnetes Kreisdiagramm war dabei, dem man die Behandlungsgründe im Zeitraum von Januar bis März 2019 entnehmen konnte. Die meisten Patienten, also 20,5% (404), wurden wegen Atemwegserkrankungen behandelt. Dicht gefolgt waren Erkältungen mit 19% (375 Patienten). Auf Platz 3 landeten Harnwegsinfekte mit 8% (160 Fälle). Hautkrankheiten, HNO-Beschwerden und Durchfall waren weitere Behandlungsgründe in der Klinik. Auch die kostenlos ausgegebenen Verhütungsmittel wurden mit ihrer jeweiligen Stückzahl notiert. Auf dem ersten Platz war die Dreimonatsspritze. Platz 2 belegte die Pille und Platz 3 nahm das Hormonstäbchen ein. Besonders positiv überraschte uns, dass im Jahr 2018 von 1778 auf Malaria getesteten Menschen nur 26 (1,4%) positiv waren. Und von 2430 HIV- getesteten waren nur drei (0,12%) positiv. Wir hätten mit viel dramatischeren Zahlen gerechnet.

Der Arzt erklärte uns nicht nur sämtliche Statistiken, sondern zeigte uns auch den Entbindungssaal und den Brutkasten sowie das Krankenzimmer und das Labor. Auch sämtliche Medikamente und Impfstoffe durften wir uns ansehen. So waren beispielsweise Mittel gegen Malaria und Syphilis in ausreichenden Mengen vorhanden. Die Einheimischen müssen weder ihre Behandlungskosten noch die Beträge für Impfungen und Medikamente bezahlen – das alles übernimmt die Regierung. Am Ende des Rundgangs wurden wir wieder einmal nach einer Spende für die Donation Box gefragt. Und so brachten wir auch unser letztes Spendengeld an den Mann.

Nach dem Reinfall in dem kommerziellen Massai-Dorf waren wir froh, doch noch authentische Begegnungen mit den Menschen in Tansania erleben zu dürfen.

Tansanier lieben Fußball

Egal, ob wir auf dem tansanischen Festland oder auf der Tropeninsel Sansibar unterwegs waren – überall spielten die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen Fußball. Einige spielten in kleinen privaten Grüppchen, andere wiederum in größeren Mannschaften und unter den Augen zahlreicher Zuschauer. Manchmal trugen beide Mannschaften Trikots mit den gleichen Farben, sodass wir diese gar nicht unterscheiden konnten. Ein anderes Mal spielte Bunt gegen Bunt, was die Unterscheidung beider Mannschaften ebenfalls erschwerte. Ihren Spaß hatten sie aber trotzdem alle.

Außerdem fiel uns auf, dass viele Tansanier Fußballtrikots bekannter internationaler Vereine trugen. Als wir ihnen auf Nachfrage mitteilten, dass wir aus München kommen, erwähnten sie sofort den FC Bayern München. Mit namhaften Spielern und Fußballmannschaften kannten sie sich bestens aus.

Mehrfach kamen wir an ganzen Menschenmassen vorbei, die gemeinsam auf den kleinen Bildschirm eines Röhrenfernsehers starrten. Beim näheren Hinsehen stellten wir fest, dass sie sich internationale Fußballspiele anschauten. Und selbst, wenn es im gesamten Dorf nur einen Fernseher gab, kamen am Fußballabend alle zusammen und verfolgten gespannt das Spiel.

Auf dem Weg zum Waisenhaus liefen wir auch an vielen Kindern vorbei, die mit uns Fußball spielen wollten. Leider war es da schon zu spät und fast dunkel, sodass wir ihnen diesen Wunsch leider nicht erfüllen konnten.

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Afrikaner und ihre metaphorischen Namen

Wie wir in Tansania einmal mehr feststellen konnten, haben viele Afrikaner sehr metaphorische Vornamen. Dabei handelt es sich nicht um Spitznamen, sondern tatsächlich um ihre echten. Wir haben Goodluck (viel Glück), Innocent (unschuldig), Godgift (Geschenk Gottes), und Godlove (Liebe Gottes) kennengelernt. Einen afrikanischen, in Deutschland lebenden, Jungen namens Water (Wasser) kannten wir vorher schon.


Links und Quellen:

eigene Erfahrungen vor Ort im August/September 2019

Unsere Reiseagentur: Tourcompass (vormals aufsafari.de)

Waisenhaus Shalom (Spenden sind jederzeit willkommen)

Das Community Project des Ocean Paradise Resorts (Pwani Mchangani)

Hinweis: Dieser Artikel ist aus freien Stücken entstanden und es bestehen keinerlei Kooperationen. D.h. wir haben die gesamte Reise zu 100% selbst finanziert.